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Effektivität eines Gruppentherapiemanuals zur Reduktion des zwanghaften Bewegungsverhaltens bei stationären Patienten mit Anorexia nervosa: Eine cluster-randomisierte kontrollierte Studie
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Veröffentlicht: | 18. Februar 2016 |
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Hintergrund: Patienten mit Anorexia nervosa (AN) zeigen häufig ein zwanghaftes Bewegungsverhalten, welches kurzfristig mit einem schlechteren Ansprechen auf die Behandlung und langfristig mit einer ungünstigeren Prognose assoziiert ist.
Trotz der Wichtigkeit des Phänomens existieren bisher keine evaluierten Behandlungsansätze. Deshalb wurde ein Gruppentherapiemanual entwickelt, das auf den Wiederaufbau eines gesunden Bewegungsverhaltens abzielt, indem sowohl die zwanghafte Qualität als auch die exzessive Quantität des Bewegungsverhaltens reduziert wird.
Dieser neue Therapieansatz beinhaltet kognitiv-behaviorale, bewegungstherapeutische und dialektische-behaviorale Elemente. Ebenso werden Expositionen mit Reaktionsmanagement durchgeführt. Nachdem eine Pilotstudie vielversprechende Ergebnisse gezeigt hatte, war es das Ziel, die Effektivität dieses neuen Therapieansatzes als zusätzliches Element zur regulären stationären Behandlung (TAU) im Rahmen einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie zu überprüfen.
Methoden: 207 stationäre Patientinnen mit AN im Alter von 14-44 J. wurden rekrutiert. Hauptzielkriterium unserer cluster-RCT stellte die Reduktion des zwanghaften Bewegungsverhaltens, das mit der Commitment to Exercise Scale (CES) erfasst wurde, dar. Zu fünf Messzeitpunkten wurden Fragebögen zur Erfassung von zwanghaftem Bewegungsverhalten, Essstörungssymptomatik, allgemeiner Psychopathologie, Persönlichkeitsstruktur und Emotionsregulation eingesetzt. Zusätzlich wurde die Gewichtszunahme aufgezeichnet. Zur objektiven Messung der körperlichen Aktivität wurde jeweils eine 4-Tages-Akzelerometrie durchgeführt.
Ergebnisse: Im Vergleich zu TAU zeigten die Patientinnen, die an der neuen Gruppentherapie teilnahmen, eine signifikante Reduktion bei der CES (Zeit*Studienarm: p = .007) bei Entlassung. Keine signifikanten Unterschiede wurden bei Entlassung zwischen den Gruppen bzgl. der Gewichtszunahme gefunden. Weitere Ergebnisse zu Unterschieden hinsichtlich der Essstörungssymptomatik, allgemeiner Psychopathologie, 4-Tages-Akzelerometrie und Persönlichkeitsstruktur sowie Ergebnisse von Moderatoren- und Mediatoren- Analysen und der 6-Monats-Katamnese werden bei der Konferenz vorgestellt.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie könnten wichtige wissenschaftliche und klinische Implikationen zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von zwanghaftem Bewegungsverhalten bei Patienten mit AN liefern und könnten damit einen wichtigen Schritt zur Optimierung der Behandlung von Patienten mit AN darstellen.