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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Depressive Symptome und Expressed Emotions bei Eltern von jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa – eine Längsschnittstudie

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess063

doi: 10.3205/16dgess063, urn:nbn:de:0183-16dgess0637

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Schwarte et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eltern von Patientinnen mit Anorexia Nervosa (AN) leiden häufig an depressiven Symptomen (DS), und die Kommunikation in den betroffenen Familien ist häufig durch ein hohes Ausmaß an kritischer Kommunikation sowie emotionaler Überinvolviertheit, sog. Expressed Emotions (EE), geprägt. Sowohl DS als auch EE stellen potenziell negative Indikatoren für die Aufrechterhaltung der Essstörungssymptomatik dar. Dennoch mangelt es in der Literatur an Studien mit jugendlichen Patientinnen und deren Bezugspersonen, an Längsschnittstudien und Studien, die Einflussfaktoren auf elterliche DS und EE untersuchen.

Methoden: Zu vier Messzeitpunkten wurden Daten von 170 weiblichen Jugendlichen (11-18 Jahre) mit der Erstmanifestation einer AN sowie deren Eltern erhoben. Alter der Patientinnen und Eltern, Subtyp der AN, Erkrankungsdauer, Komorbidität (Kiddie-SADS) und Familienstatus wurden bei Aufnahme in das stationäre Setting erhoben, Body Mass Index (BMI) und Essstörungspathologie (EDI-II) der Patientinnen sowie elterliche DS (BDI-II) und EE (Family Questionaire) aus Sicht der Eltern jeweils zu Aufnahme, Entlassung, 1 Jahr und 2,5 Jahre nach Aufnahme.

Ergebnisse: Sowohl für die elterliche DS als auch das Ausmaß an EE zeigten sich erhöhte Werte. Im Verlauf der (teil-)stationären Behandlung nehmen sowohl DS als auch EE ab. Während bei den Müttern die DS kontinuierlich bis zum 2,5-Jahres-Follow-up abfallen, steigen sie bei den Vätern nach Entlassung wieder an. EE sind am niedrigsten bei Entlassung und nehmen dann bei beiden Elternteilen wieder leicht zu. DS und EE korrelierten zu allen Zeitpunkten signifikant miteinander. Mütter zeigten höhere Ausprägungen als Väter. Niedriger BMI sowie höhere Werte im EDI-II hatten negativen Einfluss auf elterliche DS sowie EE. Ein geringeres Alter der Patientinnen war negativ mit DS assoziiert.

Schlussfolgerung: Die Studie zeigt erhöhte Werte für elterliche DS und EE zu Beginn und während der Behandlung ihrer an AN erkrankten Kinder. Da ein Zusammenhang zwischen elterlichen DS und EE und essstörungsspezifischen Symptomen besteht, könnte eine Reduktion dieser beiden Faktoren einen positiven Einfluss auf den Behandlungsverlauf haben.