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Selektive körperbezogene Informationsverarbeitungsprozesse bei Jugendlichen mit Anorexia und Bulimia Nervosa im klinischen und nicht-klinischen Vergleich
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Veröffentlicht: | 18. Februar 2016 |
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Hintergrund: Die Entstehung und Aufrechterhaltung von Körperbildstörungen im Rahmen von Anorexia Nervosa (AN) und Bulimia Nervosa (BN) sind Studien zufolge mit verzerrten selektiven Aufmerksamkeitsprozessen assoziiert. Frauen mit (sub-)klinisch ausgeprägter Essstörungssymptomatik scheinen ein defizitorientiertes Blickverhalten bei der Betrachtung des eigenen Körpers aufzuweisen und zu nicht-selbstwertdienlichen Vergleichsprozessen zu neigen. Ungeklärt ist, wie Jugendliche mit Essstörungen ihren eigenen bzw. einen fremden Körper wahrnehmen, ob diesbezüglich Unterschiede zwischen die Diagnosegruppen existieren und ob sich ihre Aufmerksamkeitsausrichtung von derer nicht-essgestörter Mädchen unterscheidet.
Methoden: N = 142 weiblichen Jugendlichen – darunter n = 56 mit AN, n =22 mit BN, n = 21 mit Angststörung und n = 43 gesunde Mädchen – wurden Fotografien des eigenen Körpers sowie Bilder einer fremden Jugendlichen für je 6000 ms präsentiert und währenddessen die Blickbewegungen aufgezeichnet. Zusätzlich wurden für Regionen des eigenen sowie des fremden Körpers individuelle Attraktivitätseinschätzungen erfragt. Auf Grundlage der Fixationszeiten auf attraktiv bzw. unattraktiv eingeschätzten Körperbereiche wurden Differenzwerte für den eigenen bzw. den fremden Körper gebildet.
Ergebnisse: Die 2 (Körper: eigen vs. fremd) × 4 (Gruppe: AN, BN, Angst, Gesund)-ANOVA ergab signifikante Haupteffekte der Faktoren Körper und Gruppe sowie einen marginal signifikanten Interaktionseffekt. Post hoc-Analysen zeigen für Jugendliche mit AN eine signifikant größere Defizitorientierung bei der Betrachtung des eigenen sowie des fremden Körpers als bei gesunden Mädchen. Jugendliche mit AN und BN unterschieden sich in der Aufmerksamkeitsauslenkung dahingehend, dass die BN-Gruppe signifikant kürzer auf negativ bewertete Körperbereiche des fremden Körpers schaut.
Schlussfolgerung: Jugendliche aller vier Untersuchungsgruppen weisen eine defizitorientierte Blickbewegungsausrichtung bei der Körperbetrachtung auf. Mädchen mit AN zeigen jedoch eine signifikant stärkere Präferenz für unattraktiv bewertete Körperbereiche sowohl beim eigenen als auch beim fremden Körper, während Mädchen mit BN den eigenen Körper signifikant defizitorientierter betrachten als den fremden Körper. Die BN-Gruppe weist somit ein dysfunktionaleres Muster der Aufmerksamkeitslenkung auf als die AN-Gruppe, was in Zusammenhang mit der stärkeren Körperunzufriedenheit bei Patientinnen BN zu setzen ist.