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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Internalisierung des Gewichtsstigmas und gestörtes Essverhalten im Kindesalter

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess024

doi: 10.3205/16dgess024, urn:nbn:de:0183-16dgess0248

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Jendrzyca et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Übergewichtige Kinder und Jugendlichen werden häufig wegen ihres Gewichts gehänselt. Die Gewichtsstigmatisierung kann zu vielen psychosozialen Problemen führen. Allerdings zeigen nicht alle übergewichtige Kinder, die von anderen gehänselt wurden, psychische Auffälligkeiten. Der Zusammenhang zwischen Gewichtsstigmatisierung und gestörtem Essverhalten kann über die Internalisierung des Gewichtsstigmas mediiert werden. Die vorliegende Studie untersucht die Internalisierung des Gewichtsstigmas als Mediator zwischen gewichtsbezogener Stigmatisierung und gestörtem Essverhalten bei Kindern unterschiedlicher Gewichtsklassen.

Methoden: Die Studie ist Teil der populationsbasierten, prospektiven PIER Studie zu intrapersonalen Entwicklungsrisiken im Kindes- und Jugendalter. 1418 Kindern im Alter von 9 bis 13 Jahren füllten neben der modifizierten Weight Bias Internalization Scale (WBIS-K), u.a. Verfahren zu gewichtsbezogenen Hänseleien (POTS), restriktivem, externalem und emotionalem Essverhalten (DEBQ, FSE-KJ) und gestörtem Essverhalten (SCOFF) aus. Die statistischen Auswertungen der Daten wurden mit dem Software- Paket SPSS 22 und Mplus 7.0 durchgeführt. Es wurde Mehrgruppenanalysen eingesetzt.

Ergebnisse: Die modifizierte Weight Bias Internalization Scale für Kinder (WBIS-K) weist in unserer Stichprobe eine gute Reliabilität (α = .85) auf. Erste Ergebnisse zeigen, dass übergewichtige und adipöse Kinder erhöhte Werte in WBIS-K im Vergleich zu unter- und normalgewichtigen Gleichaltrigen aufweisen. Internalisierung des Gewichtsstigmas ist zudem assoziiert mit auffälligem Essverhalten, internalisierenden Verhaltensauffälligkeiten und dem Erleben von Hänseleien in allen Gewichtsklassen. Erste Überprüfungen des Modells konnten zeigen, dass Gewichtsstigma längsschnittlich einen direkten sowie indirekten Effekt auf sowohl restriktives als auch externales Essverhalten bei Mädchen hat. Allerdings für Jungen konnten keine signifikante prospektive Zusammenhänge zwischen Gewichtsstigma und Essverhalten gefunden werden. Dieses Modell wird nun mit der Internalisierung des Gewichtsstigmas als Mediator erweitert und in einzelnen Gewichtsklassen überprüft.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch bei Kindern eine Internalisierung des Gewichtsstigmas vorliegt und mit gestörtem Essverhalten einhergeht. Dies sollte in Interventions- und Präventionsprogrammen berücksichtig werden.