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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Bioelektrische Impedanz-Vektoranalyse (BIVA) zur Identifikation von Ödemen bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia Nervosa

Meeting Abstract

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  • author Lindsey Otten - Universität Potsdam, Institut für Ernährungswissenschaften und Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Potsdam, Germany; Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • author Ernst Pfeiffer - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • corresponding author presenting/speaker Verena Haas - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland; Experimental & Clinical Research Center, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess063

doi: 10.3205/14dgess063, urn:nbn:de:0183-14dgess0632

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Otten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der wichtigste Parameter, um den Therapieerfolg bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa (AN) zu beurteilen, ist die kontinuierliche Gewichtszunahme von 0,5 – 1,0 kg/Woche. Allerdings ist bekannt, dass während der Therapie Gewichtsschwankungen durch Flüssigkeitsverschiebungen entstehen können, im Extremfall auch sogenannte „Refeeding-Ödeme“. Bevor ein Ödem tastbar ist, können sich mehrere Liter an Körperwasser einlagern [1]. Die Bioimpedanz-Vektoranalyse (BIVA) ist eine hilfreiche Methode, um den Ernährungszustand erwachsener AN-Patientinnen zu beschreiben [2]. Eine Vektorposition unterhalb der 75. Perzentile der Toleranzellipse wird als cut-off für Ödeme betrachtet [3]. Das Ziel unserer Studie war es, das Potential der BIVA zur frühzeitigen Erkennung von Refeeding-Ödemen bei jugendlichen AN-Patientinnen zu prüfen.

Methoden: In einer prospektiven, longitudinalen Studie erfassten wir den Hydratationsstatus bei 23 stationären Patientinnen (14.8 ± 1.4 Jahre; BMI: 15.1 ± 1.8 kg/m2) nach Aufnahme, und bei 14 dieser Patientinnen wöchentlich für 10 Wochen. Zusätzlich zur BIVA erfolgte ein klinischer „press-Test“ zur Erfassung von Ödemen.

Ergebnisse und Diskussion: Laut BIVA waren unsere Patientinnen zu Beginn der Behandlung leicht hyperhydriert, und in den ersten beiden Behandlungswochen kam es zu einer weiter ansteigenden Hydratation. Beim Wechsel vom katabolen Zustand nach längerfristigem Hungern zur anabolen Stoffwechsellage nach Wiedereinführung von Nahrung erfolgt durch den Glucoseeinstrom in die Zellen ein Anstieg des Insulinspiegels. Insulin wirkt anti-natriuretisch, der Körper akkumuliert Flüssigkeit, die vaskuläre Permeabilität und somit das extrazelluläre Körperwasser steigen [4], [5]. Laut BIVA führte der Gewichtsanstieg unserer Patientinnen über 10 Wochen zu einer Normalisierung der Hydratation, sowie zur Zunahme von Körperzellmasse (engl. Body cell mass, BCM). Der press-Test ergab, dass bei 22% der Patientinnen vor allem zu Beginn der Therapie ein Ödem vorlag. Entgegen unserer Erwartung konnte jedoch die BIVA nicht zur frühzeitigen Ödemdetektion verwendet werden

Schlussfolgerung: Während der Gewichtszunahme kommt es zu signifikanten Flüssigkeitsverschiebungen. Die BIVA ist jedoch zurzeit nicht zur Ödemvorhersage bei jugendlichen AN-Patientinnen geeignet.


References

1.
Walker, et al. Edema. In: Clinical Methods: The History, Physical, and Laboratory Examinations. 3rd edition. Boston; 1990.
2.
Haas, et al. Bioimpedance and bioimpedance vector analysis in patients with anorexia nervosa. Eur Eat Disord Rev. 2012;20(5):400-5.
3.
Piccoli, et al. Impedance Vector Distribution by Sex, Race, Body Mass Index, and Age in the United States: Standard Reference Intervals as Bivariate Z Scores. Nutrition. 2002;18:153-167.
4.
Kalambokis, et al. The edematogenic properties of insulin. American Journal of Kidney Diseases. 20004;44(4):575-590.
5.
DeFronzo, et al. The effect of insulin on renal handling of sodium, potassium, calcium, and phosphate in man. Journal of Clinical Investigation. 1975;55(4):845.