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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Verbesserung der klinischen Nützlichkeit: Lehren für ICD-11 aus dem Vergleich von DSM-IV und DSM-5 Forschungs- und klinischen Essstörungsdiagnosen in einer Feldstudie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Andrea S. Hartmann - Universität Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • author Anne E. Becker - Harvard Medical & Massachusetts General Hospital, Boston MA, Vereinigte Staaten
  • author Helen F. Burton - Massachusetts General Hospital, Boston MA, Vereinigte Staaten
  • author Kamryn T. Eddy - Harvard Medical & Massachusetts General Hospital, Boston MA, Vereinigte Staaten
  • author Jennifer J. Thomas - Harvard Medical & Massachusetts General Hospital, Boston MA, Vereinigte Staaten

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess061

doi: 10.3205/14dgess061, urn:nbn:de:0183-14dgess0611

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Hartmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die neuen DSM-5 Kriterien für Fütterungs- und Essstörungen beinhalten veränderte Kriterien für Anorexia nervosa und Bulimia nervosa, neue Diagnosen (Binge Eating Störung und Avoidant Restricitive Food Intake Disorder) sowie neue Subtypen in der Restkategorie Andere spezifizierte Fütterungs- und Essstörungen (Restkategorie, vormals EDNOS). Allerdings wurden bisher die Reliabilität und Validität der neuen Kriterien nicht prospektiv getestet. Deswegen war das Ziel der vorliegenden Studie die klinische Nützlichkeit der DSM-5 Kriterien zu testen, indem die Prävalenzen der Restkategorie sowie die Interraterreliabilität von Forscher- und Klinikerdiagnose unter DSM-IV und DSM-5 verglichen wurden.

Methoden: Konsekutiv in stationäre Behandlung aufgenommene weibliche Patienten (N=150, 91.5% Responderrate) im Alter von 13–23 Jahren erhielten DSM-IV und DSM-5 Diagnosen von einem Forschungsinterviewer (n=4) mittels Eating Disorder Examination und DSM-5 Checklist sowie einem behandelnden Therapeuten (n=12) mittels zweier unstandardisierter Routineinterviews. Prävalenzraten wurden mittels Chi Square Tests verglichen und Interrater Reliabilität mittels Cohen’s Kappa.

Ergebnisse: Weniger Patienten erhielten Diagnosen der Restkategorie nach DSM-5 (n=49; 32.7%) als nach DSM-IV (n=88; 58.7%), X2=46.33, p=<.001, V=.56. Auch die Therapeuten diagnostizierten weniger nicht spezifizierte Fälle unter DSM-5 (n=18; 12%) als unter DSM-IV (n=43; 28.7%), X2=37.27, p=<.001, V=.50. Die Interraterreliabilität zwischen Forschungs- und Klinikerdiagnose unter DSM-IV (κ=.48) und DSM-5 (κ=.55) waren moderat.

Schlussfolgerung: Unsere Befunde lassen darauf schließen, dass die DSM-5 Kriterien die Häufigkeit von nicht spezifizierten Diagnosen im naturalistischen Setting erfolgreich zu reduzieren vermögen. Diese Verbesserung in der klinischen Nützlichkeit geht nicht mit einer Reduktion der Interraterreliabilität einher. Das heißt auch Therapeuten in der Routineversorgung können die neuen Kriterien reliabel anwenden.