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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Internet-gestützte Nachsorge für Frauen mit schwerwiegender und chronischer Bulimia nervosa (IN@)

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Corinna Jacobi - Technische Universität, Dresden, Deutschland
  • author Ina Beintner - Technische Universität, Dresden, Deutschland
  • Eike Fittig - Klinik Carolabad, Chemnitz, Deutschland
  • Katharina Möbius - Städtisches Klinikum, Görlitz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess039

doi: 10.3205/14dgess039, urn:nbn:de:0183-14dgess0397

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Jacobi et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Auch nach erfolgreicher Behandlung sind die Rückfallraten bei Bulimia nervosa (BN) hoch. Ein leicht zugängliches Nachsorgeprogramm könnte dabei helfen, Rückfälle zu reduzieren.

Ausgehend von der hohen Akzeptanz und Wirksamkeit Internet-gestützter Präventionsangebote im Bereich Essstörungen haben wir ein strukturiertes, Internet-gestütztes Nachsorgeprogramm (IN@) für Frauen mit BN entwickelt, die eine stationäre Behandlung erfolgreich abgeschlossen haben. Die kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention dauert 9 Monate und besteht aus 11 Sitzungen mit psychoedukativem Material sowie Selbstbeobachtungs- und verhaltensbezogenen Aufgaben. Teilnehmerinnen werden per Email oder Live-Chat angeleitet.

Methoden: Zwischen 2007 und 2012 wurden 253 Frauen mit BN (DSM-IV) im Anschluss an eine stationäre Behandlung zufällig der Internetgestützten Intervention (IN@+TAU) oder einer Kontrollgruppe (TAUonly) zugeteilt. Die Frauen wurden in 13 psychosomatischen Kliniken in Deutschland rekrutiert und konnten teilnehmen, wenn sie bulimische Kernsymptome im Rahmen der stationären Therapie um mindestens 50% reduziert hatten. Die Teilnehmerinnen durchliefen standardisierte Diagnostik vor der Randomisierung, nach Ende der Intervention sowie zum 9-Monats-Follow-up. Hauptzielkriterium war die Abstinenz von Essanfällen und kompensatorischen Verhaltensweisen nach Abschluss der Intervention. Sekundäre Zielkriterien waren die Häufigkeiten von Essanfällen und kompensatorischen Maßnahmen.

Ergebnisse: Die Beteiligung am Nachsorgeprogramm war moderat; 45% der Teilnehmerinnen in der IN@+TAU Gruppe öffneten mehr als ein Viertel der Programmseiten und nahmen an der Datenerhebung nach Abschluss der Intervention teil.

Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen in den Abstinenzraten nach Abschluss der Nachsorge-Intervention und zum Follow-up. Kurzfristig war IN@+TAU mit einer größeren Reduktion selbstinduzierten Erbrechens verbunden, langfristig zeigten sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Abstinenz bei Entlassung aus der stationären Behandlung ist ein Moderator für Abstinenz nach Abschluss der Nachsorge-Intervention und zum Follow-up. Für Patientinnen, die bei Entlassung aus der Klinik noch Restsymptomatik berichten, erhöht IN@+TAU die Wahrscheinlichkeit, nach Abschluss der Nachsorge-Intervention und zum Follow-up noch Abstinenz zu erreichen.

Schlussfolgerung: Insgesamt bieten die Effekte der Online-Intervention IN@ wenig Anlass zu Optimismus. Allerdings scheint die Online-Intervention die Prognose der Patientinnen zu verbessern, die im Rahmen der stationären Behandlung keine Abstinenz von Essanfällen und kompensatorischen Verhaltensweisen erreichen.