gms | German Medical Science

4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Neuronale Korrelate der Esskontrolle

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Sabine Frank - Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie/ fMEG Zentrum, Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess022

doi: 10.3205/14dgess022, urn:nbn:de:0183-14dgess0229

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Frank.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Eine gestörte Esskontrolle, wie sie bei anorektischen und oftmals auch adipösen Personen beobachtet wird, spiegelt sich auch in einer veränderten Gehirnaktivität wider. Studien mittels bildgebender Verfahren zeigten bei der Verarbeitung von Nahrungsstimuli Unterschiede zu Kontrollgruppen u.a. in Belohnungsarealen (Striatum), visuellen Verarbeitungsarealen (Gyrus fusiformis) und vor allem in präfrontalen Kontrollarealen. Der Präfrontalkortex ist generell in Prozessen involviert, die kognitive Kontrolle erfordern. Adipöse Personen sind hier durch eine verringerte Aktivität und anorektische Patienten durch eine erhöhte Aktivität charakterisiert.

Methoden: In einer Magnetoenzephalographie (MEG) Studie wurden kortikale Potentiale übergewichtiger und adipöser Personen mit und ohne diagnostizierter binge-eating Störung (BES) während einer nahrungsbezogenen go/no-go Aufgabe gemessen. Hierbei konnte gezeigt werden, dass BES Patienten eine Hypoaktivität im präfrontalen Kortex während der Antwortinhibition aufweisen. Darüber hinaus wurde bei BES Patienten eine nahrungsbezogene Verschlechterung bei der Antwortinhibition beobachtet.

Inwiefern solche Änderungen schon ohne klinische Symptome auftreten und möglicherweise einer Störung vorangehen ist unklar. In einer Studie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) wurde mit einer Gruppe präklinischer BES Patienten (BMI: 20–40 kg/m²) eine Delayed-Working-Memory-Aufgabe durchgeführt. Auch hier dienten Nahrungsstimuli sowie nahrungsunabhängige Bilder als Distraktoren.

Ergebnisse: Korrelationsanalysen der funktionellen Gehirndaten zeigte einen negativen Zusammenhang der Aktivität des Präfrontalkortex mit der Reaktionszeit und dem BMI. Erhöhte Disinhibitions-Werte (Störbarkeit) wiederum zeigten einen positiven Zusammenhang mit dem Gyrus fusiformis wohingegen höhere „Liking“-Werte der Nahrungsstimuli positiv mit striatale Belohnungsarealen korrelierten.

Um zugrundeliegende Netzwerke besser zu beschreiben, wurde basierend auf den gefundenen Arealen eine Konnektivitätsanalyse durchgeführt. Der Präfrontalkortex wies eine geringere Konnektivität zum motorischen Kortex nach Distraktion mit Nahrungsbildern im Vergleich zu Kontrollbildern auf, was sich auch in der negativen Korrelation mit der Reaktionszeit widerspiegelt. Erniedrigte Konnektivitätswerte bei nahrungsbezogenen im Vergleich zu nahrungsunabhängigen Distraktoren ergaben sich darüber hinaus zwischen dem Striatum und frontalen sowie okzipitalen Arealen.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse legen nahe, dass nahrungsspezifische Distraktoren bei einer Gedächtnisaufgabe bereits bei gesunden Personen in Abhängigkeit vom BMI und essverhaltensrelevanter Störbarkeit die Gehirnaktivität verändern.