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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Langzeitverlauf der Bulimia nervosa – Ergebnisse aus der Christina Barz Studie

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess004

doi: 10.3205/14dgess004, urn:nbn:de:0183-14dgess0040

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Quadflieg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zum Langzeitverlauf der Bulimia nervosa ist nur sehr wenig bekannt. Insbesondere Daten, die über den Outcome nach mehr als 12 Jahren in großen Stichproben Auskunft geben, liegen kaum vor. Genauere Daten zum Langzeitverlauf erlauben eine präzisere Abschätzung des tatsächlichen Risikos bulimischer Essstörungen.

Methoden: Stichprobe: In einer Gesamtheit von 7.305 Patienten (6.949 Frauen und 356 Männer), die in der Schön Klinik Roseneck in den Jahren 1985 bis 2005 wegen einer Essstörung stationär behandelt worden waren, hatten 1.982 Frauen und 51 Männer eine Bulimia nervosa. Von mehr als 70% dieser Patienten konnten Katamnesedaten erhoben werden, davon bei 536 Patienten 13 oder mehr Jahre nach dem stationären Aufenthalt.

Instrumente: Erhoben wurden bei Aufnahme (T1) und bei Katamnese (T2) u. a. Skalen des Strukturierten Inventars für Anorektische und Bulimische Essstörungen (SIAB-S), Eating Disorder Inventory (EDI), und des Brief Symptom Inventory (BSI), sowie weitere Fragen zu Soziodemographie und Gesundheitszustand.

Ergebnisse: Das Projekt wird derzeit ausgewertet. Erste Ergebnisse werden unten beschrieben. Weitere Ergebnisse zum Verlauf und zu Risikofaktoren werden bis März 2014 vorliegen.

Die Symptomatik der Essstörung (Subskala Bulimia des EDI) von T1 bis T2 verbesserte sich signifikant (p < .001). Die Skalenwerte sanken von T1 bis T2 von 11,8 (SD 4,7) auf 4,8 (SD 5,6) (kurzfristige Katamnese 1 bis 6 Jahre nach T1; Effektstärke 1,5), von 10,3 (SD 5,5) auf 3,0 (SD 4,7) (mittelfristige Katamnese 7 bis 12 Jahre nach T1; Effektstärke 1,3), und von 11,3 (SD 4,4) auf 2,4 (SD 3,8) (langfristige Katamnese mehr als 12 Jahre nach T1; Effektstärke 2,0). Es ergab sich eine signifikante (p < .001) Interaktion der Veränderung von T1 zu T2 und der Länge des Katamneseintervalls (definiert wie oben angegeben).

Auch hinsichtlich der allgemeinen Psychopathologie zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Symptomausprägung bei Katamnese (p < .001). Die Interaktion zwischen der Veränderung von T1 zu T2 und der Länge des Katamneseintervalls war für die Subskala Depression des BSI signifikant (p < .05), die Effektstärken waren allerdings niedriger (0,9 bzw. 0,9 bzw. 1,0).

Von den 2.033 Patienten verstarben innerhalb des Katamnesezeitraums 49 (2,4%).

Schlussfolgerung: Langfristig bessert sich der Zustand der Patienten, jedoch sind auch nach mehr als 12 Jahren teilweise noch erhöhte Werte zu beobachten.

Die Studie wurde von der Christina Barz-Stiftung gefördert