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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Die Prognose der kindlichen Anorexia nervosa – Ergebnisse einer multizentrischen 5–10-Jahres-Katamnese

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess002

doi: 10.3205/14dgess002, urn:nbn:de:0183-14dgess0021

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Herpertz-Dahlmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In den letzten Jahren wurde in mehreren europäischen Ländern ein deutlicher Anstieg in der Häufigkeit stationärer Behandlung bei kindlicher Anorexia nervosa (AN) beobachtet. Zum Heilungserfolg der kindlichen Form liegen lediglich sehr frühe Studien mit kleinen Fallzahlen und variabler Katamnesedauer vor; neuere Studien, die mehrere Behandlungszentren umfassen, sind nicht bekannt.

Methoden: Alle 65 Patienten (62 weibl., 3 männl.), die vor Abschluss des 14. Lebensjahres aufgrund einer AN, die die Kriterien nach DSM-IV erfüllte, in der Charité und den Universitätskliniken Aachen und Würzburg in den Jahren 1999 bis 2006 stationär behandelt wurden, konnten zur Teilnahme aufgefordert werden. Die mittlere Katamnesedauer betrug 7.5 Jahre. Zielkriterien waren die Essstörungsdiagnosen zum Katamnesezeitpunkt, andere psychische Erkrankungen und der Morgan & Russell-Outcome Score.

Ergebnisse: 53 Patienten (82%, 50 weibl., 3 männl. ) konnten erfasst werden; davon war eine Patientin an der Essstörung gestorben. Das Alter zum Katamnesezeitpunkt betrug im Mittel 20 Jahre. 35% wiesen einen guten Heilungserfolg, ca. 40% einen mittleren und ein Viertel einen schlechten Heilungserfolg auf. Ungefähr die Hälfte der nachuntersuchten Patientinnen litt weiterhin an einer Essstörung, etwas mehr als 40% an einer anderen psychischen Störung.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zu Katamnesestudien bei adoleszenter Magersucht mit vergleichbarer Katamnesedauer und ähnlichen diagnostischen Instrumenten weisen kindliche Patienten eine deutlich schlechtere Prognose auf. Es erscheint dringend erforderlich, spezifische Behandlungsmethoden für die kindliche AN zu entwickeln.