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3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

23.02. - 25.02.2012, Hannover

Einfluss von Medienexposition auf das Körperbild bei jungen Frauen und Männern – Die Rolle von kognitiven Faktoren (Thought-Shape-Fusion, TSF)

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Andrea Wyssen - Universität Fribourg, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fribourg, Schweiz
  • corresponding author Simone Munsch - Universität Fribourg, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fribourg, Schweiz
  • author Grégoire Zimmermann - Universität Lausanne, Abteilung für Entwicklungspsychologie, Lausanne, Schweiz
  • author Jennifer Coelho - McGill University Montreal, Psychiatry Department, Montreal, Kanada
  • author Stephan Herpertz - Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Psychsomatische Medizin und Psychotherapie, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Hannover, 23.-25.02.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgess064

doi: 10.3205/12dgess064, urn:nbn:de:0183-12dgess0648

Veröffentlicht: 8. Februar 2012

© 2012 Wyssen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Studie untersucht den Einfluss von Medien, die unrealistische Körperideale vermitteln, auf das Körperbild und die Befindlichkeit bei jungen Frauen und Männern sowie die Rolle kognitiver Verzerrungen („thought-shape fusion“, TSF). Es wird angenommen, dass allein der Gedanke an Nahrung bei Risikopopulationen das subjektive Erleben induziert, zugenommen und etwas moralisch Falsches getan zu haben. Die Studie prüft, ob TSF durch die Konfrontation mit körperbezogenen Medien und der Imagination idealisierter Körperbilder induziert wird und TSF zwischen Medienkonsum, Körperbild und Stimmung moderiert.

Methodik: Die Konfrontation einer Studentenstichprobe mit Medien erfolgt in Anlehnung an Turner et al. [1] mittels eines Warteraum-Paradigmas. Die Experimentalgruppe bekommt Zeitschriften vorgelegt, welche ein schlankes Schönheitsideal vermitteln (z.B. Vogue), während die Kontrollgruppe neutrale Zeitschriften (z.B. Geo) vorfindet. Anschliessend wird in Anlehnung an Shafran et al. [2] das Konzept der TSF mittels Imagination induziert. Der Effekt der Konfrontation und TSF Induktion wird mittels Fragebogen erhoben.

Ergebnisse: In einer Pilotstudie zeigt sich bei 42 jungen Erwachsenen (24 Frauen und 18 Männer), dass im Vergleich zu Kontrollprobanden Frauen nach Konfrontation mit entsprechenden Modezeitschriften signifikant und Männer tendentiell unzufriedener mit ihrem Aussehen sind. Kognitive Faktoren wie TSF spielen in einer Studentenstichprobe eine untergeordnete Rolle.

Diskussion: Die Konfrontation mit dem Schönheitsideal im Labor beeinträchtigt junge psychisch gesunde Studenten. Die tägliche Konfrontation kann für bestimmte Populationen zum Risikofaktor für dysfunktionales Essverhalten werden. In einer multizentrischen Studie soll zusätzlich die psychophysiologische Stressreaktion und die Dauer der Beeinträchtigung in Patientenstichproben mit Essstörungen, depressiven Störungen, somatoformen sowie Borderlinestörungen untersucht werden, um Aufschluss über die Spezifität des Effekts und Therapiestrategien zu erhalten.


Literatur

1.
Turner SL, Hamilton H, Jacobs M, Angood LM, Hovde Dwyer D. The Influence of Fashion Magazines on the Body Image Satisfaction of College Women: An Exploratory Analysis. Adolescence. 1997;32(127):603-14.
2.
Shafran R, Teachman BA, Kerry S, Rachman S. A cognitive distortion associated with eating disorders: thought-shape fusion. The British journal of clinical psychology. 1999;38(2):167-79.