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3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

23.02. - 25.02.2012, Hannover

Eine Eyetracking-Studie zur Impulsregulation bei Patientinnen mit Binge Eating Störung (BED)

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Hannover, 23.-25.02.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgess006

doi: 10.3205/12dgess006, urn:nbn:de:0183-12dgess0062

Veröffentlicht: 8. Februar 2012

© 2012 Schag et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein Hauptdiagnosekriterium der BED besteht in dem ausgeprägten Kontrollverlust während Heißhungerattacken. Einige theoretische Ansätze und einzelne Studien weisen daraufhin, dass dieser Kontrollverlust aus einer defizitären Impulsregulation resultiert und dass diese an der Entstehung und Aufrechterhaltung der BED beteiligt ist. In unserer Eyetracking-Studie untersuchen wir daher mit einem neuartigen Paradigma, ob die Impulsregulationsfähigkeit bei Patientinnen mit BED im Vergleich zu normalgewichtigen Patientinnen ohne BED vermindert ist.

Methodik: Bislang wurde die Impulsregulation bei 15 BED-Patientinnen und 16 Kontrollpersonen über die Aufzeichnung der Blickbewegungen während des sogenannten "Antisakkadentask" erfasst. Dabei werden einzelne Bilder mit Nahrungsreizen versus neutralen Reizen gezeigt und die Probandinnen werden instruiert, auf die gegenüberliegende Bildschirmseite des präsentierten Bildes zu blicken, also eine Antisakkade auszuführen. Die Anzahl der fehlerhaft ausgeführten Antisakkaden (Fehleranzahl) sowie die Dauer bis zur Initiierung einer Antisakkade (Latenzzeit) gelten dabei als Maß für Impulsivität. Die Impulsivität wurde außerdem über Fragebögen (BIS-11) erfasst.

Ergebnisse: Bei den Ergebnissen einer Zwischenauswertung zeigen sich signifikante Korrelationen zwischen dem Body-Mass-Index (BMI) und der Fehleranzahl, aber nicht den Latenzzeiten der Antisakkaden. Zwischen der in der BIS-11 erfassten Impulsivität und den Antisakkadenmaßen ergeben sich keine signifikanten Zusammenhänge.

Des Weiteren zeigt sich varianzanalytisch unter Einbezug des BMI als Kovariate, dass BED-Patientinnen mehr Fehler machen als Kontrollpersonen, aber keine verlängerten Latenzzeiten bestehen.

Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse liefern erste Hinweise, dass die Impulsregulation bei BED-Patientinnen vermindert ist und dass dieser Effekt mit zunehmendem BMI aggraviert.


Literatur

1.
Dawe S, Loxton N J. The role of impulsivity in the development of substance use and eating disorders. Neuroscience & Biobehavioral Reviews. 2004;28(3):343-51.
2.
Svaldi J, Tuschen-Caffier B, Peyk P, Blechert J. Information processing of food pictures in binge eating disorder. Appetite. 2010;55(3):685-94.