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1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

8. ? 10.11.2007, Prien am Chiemsee

Innere Achtsamkeit in der Körper-/Psychotherapie bei Essstörungen

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen. 1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). Prien am Chiemsee, 08.-10.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgessP23

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgess2007/07dgess97.shtml

Veröffentlicht: 24. Oktober 2007

© 2007 Alexandridis et al.
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Gliederung

Text

Dank der weiten Verbreitung der Dialektisch Behavioralen Therapie, die von Marsha Linehan zur Behandlung der Borderline Persönlichkeitsstörung entwickelt wurde, werden zurzeit auf Achtsamkeit basierende therapeutische Ansätze mit großem Interesse in die Psychotherapie bei Essstörungen aufgenommen.

Das Prinzip Achtsamkeit kennzeichnet die grundlegende Haltung der Menschen Bewusstseinsinhalte (Empfindungen, Gedanken, Gefühle, Verhaltensmuster, Impulse u.a.) wahrzunehmen, zu beobachten und in der Rolle eines neutralen Zeugens wertfrei zu beschreiben.

Achtsamkeit umfasst Aufmerksamkeitslenkungen durch Konzentration und Fokussierung auf das „Hier und Jetzt“. Durch die wertfreie vielschichtige differenzierte Wahrnehmung soll die Fähigkeit gefördert werden, das Gegenwärtige als gegeben anzunehmen (bedingungslose Akzeptanz). Diese nicht bewertende bewusste Erfahrung bildet die Grundlage zu einem adäquaten und wohlwollenden Umgang mit sich selbst und anderen. Achtsamkeit wird nicht nur über in östlichen Kulturen verwurzelte Verfahren wie Meditation und Yoga vermittelt. Die breite Palette westlicher bewegungs- und körpertherapeutischer Verfahren beinhaltet eine Fülle von Übungen, die sich zum Erlernen und Vermitteln des Prinzips Achtsamkeit eignen.

In der Behandlung von Essstörungen liegen die therapeutischen Möglichkeiten vor allem in der Verbesserung der Körperakzeptanz und der positiven Beeinflussung des Gefühlserlebens. Bezogen auf die „Körperschemastörung“ geht es zu nächst um die wertfreie Begegnung mit dem Körper. In Kombination mit psychotherapeutischen Methoden wird darauf aufbauend eine Einstellungsänderung bewirkt.

Patienten mit Essstörungen sind in ihrem Emotionserleben sowohl defizitär und gehemmt als auch überreagierend und unkontrolliert. Das Prinzip der Inneren Achtsamkeit hilft, sich nicht mit Gefühlen und Gedanken zu identifizieren, sondern diese als reflexive Haltung zu Bewusstseinsinhalten zu erleben Weiterhin unterstüzt es Patienten darin, für die eigenen Emotionen sensibel zu werden, Gefühle zuzulassen und diese zum Ausdruck zu bringen.

Die Bewegungstherapie bietet vielfältige Möglichkeiten Achtsamkeitsübungen in die Essstörungstherapie zu integrieren. Beispielhafte Übungen aus der Sporttherapie, der Atemtherapie und Tanztherapie werden beschrieben. Tiergestütze Therapien wie die pferdgestützte Körpertherapie bieten interessante Möglichkeiten die Arbeit an der Inneren Achtsamkeit zu vertiefen und wirken sehr motivierend und belebend auf Patienten mit Essstörungen.