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1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

8. ? 10.11.2007, Prien am Chiemsee

Die Barbie-Matrix: Wirksamkeit des Programms PriMa zur Primärprävention von Magersucht bei Mädchen ab der 6. Klasse

Meeting Abstract

  • corresponding author U. Berger - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie
  • B. Bormann - Jena
  • C. Brix - Jena
  • M. Sowa - Jena
  • B. Strauß - Jena

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen. 1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). Prien am Chiemsee, 08.-10.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgess37

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgess2007/07dgess37.shtml

Veröffentlicht: 24. Oktober 2007

© 2007 Berger et al.
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Gliederung

Text

Über ein Viertel der 12-jährigen Mädchen in Thüringen zeigen nach Befragung mit dem standardisierten Eating-Attitudes-Test (EAT26-D) ein auffälliges Essverhalten und damit ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Ess-Störung wie Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa. Dies ergab sich, in Übereinstimmung mit früheren Befragungen, als Ausgangspunkt einer Prä-Post-Kontrollgruppenstudie zur Überprüfung der Wirksamkeit eines neu entwickelten Programms zur Primärprävention von Magersucht bei Mädchen ab der 6. Klasse („PriMa“).

An der Studie nahmen 42 Thüringer Schulen (20 in der Interventionsgruppe) mit insgesamt 1.006 Mädchen von September 2004 bis Juli 2005 teil. Untersucht wurde an drei Messzeitpunkten (unmittelbar vor, direkt nach sowie 3 Monate nach der Intervention) die spezifische Wirkung des Programms auf den körperbezogenen Selbstwert (FBeK), die Zufriedenheit mit der eigenen Figur (KEDS), Einstellungen zum Dick- und Dünnsein sowie das Essverhalten (EAT-26D) mit größtenteils standardisierten Fragebögen.

Durch den – in der Regel 9x90-minütigen Projektunterricht – entlang speziell entwickelter Poster mit Szenen aus dem Leben einer Barbiepuppe, Zitaten von essgestörten Patientinnen und interaktiven Übungen, konnten auf allen Variablen in der Untergruppe mit höherem Risiko (EAT-26D >=10 Punkte; =26,7%) signifikante Verbesserungen erzielt werden. Die Mittelwerte im EAT-26D sanken durchschnittlich um über 5 Punkte. Dies entspricht 6,6% des Gesamtbereiches des EAT-26D und kann damit als praktisch bedeutsamer Effekt gewertet werden.

Mit dem Programm PriMa liegt eine wirksame schulbasierte Intervention zur Primärprävention von Magersucht bei Mädchen ab der 6. Klasse vor. Da das Programm eine Aufklärung der Eltern einschließt und den beteiligten Schulen durch eine entsprechende Schulung der Lehrkräfte die selbstständige Durchführung der Intervention ermöglicht wird, ist PriMa ein niederschwelliger, sozial gerechter und ökonomischer erster Schritt zur flächendeckenden Prävention von Essstörungen bei Mädchen. Der erfolgreiche Wirkungsnachweis mündete in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt, dessen Ziele u. a. in einer Programm-Erweiterung zur umfassenden Gesundheitsförderung im Bereich des Ess- und Bewegungsverhaltens für Mädchen und Jungen bestehen.