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1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

8. ? 10.11.2007, Prien am Chiemsee

Internet-basierte Rückfallprophylaxe für Essstörungen nach stationärer Therapie: Randomisierte und kontrollierte klinische Studie zur Anorexia nervosa

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Nisslmüller - Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien
  • N. Quadflieg - Ludwig-Maximilians-Universität München, Psychiatrische Universitätsklinik
  • A. Henneberger - Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien
  • M. Fichter - Ludwig-Maximilians-Universität München, Psychiatrische Universitätsklinik

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen. 1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). Prien am Chiemsee, 08.-10.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgess04

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgess2007/07dgess04.shtml

Veröffentlicht: 24. Oktober 2007

© 2007 Nisslmüller et al.
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Gliederung

Text

Während die stationäre Therapie von Anorexia nervosa weitgehend erfolgreich ist, ist die Aufrechterhaltung des Therapieerfolgs nach der Entlassung aus stationärer Therapie schwierig. Die Gründe dafür liegen zum einen in einem Mangel an effektiven Nachbehandlungsmöglichkeiten, der Übergang in die ambulante Weiterbehandlung ist meist wegen langer Wartezeiten nicht gewährleistet. Zum anderen kehren die meisten Patientinnen nach stationärer Therapie in ihre natürliche Wohnumgebung zurück. Dort stehen sie von neuem Verantwortlichkeiten und Rollenerwartungen gegenüber. Häufig reagieren magersüchtige Patientinnen auf diese Anforderungen mit einem Rückfall in die Essstörung und damit einem erneuten Gewichtsverlust. Anorexia nervosa hat bei erwachsenen Patientinnen eine extrem hohe Mortalitätsrate in verhältnismäßig jungem Lebensalter.

Valider Indikator für die erfolgreiche Bewältigung der Anforderungen ist die Aufrechterhaltung des bei der Entlassung erreichten Körpergewichts. Ein eigens hierzu entwickeltes Internet-basiertes Rückfallprophylaxe-Programm soll in der poststationären Phase konstruktive Bewältigungsstrategien aufbauen. Gegenstand der referierten Studie ist die Evaluation der Wirksamkeit dieses Rückfallprophylaxeprogramms nach stationärer Therapie wegen Anorexia nervosa, welches über moderne Medien (Internet, SMS) angeboten wird. Zu diesem Zweck werden über drei Jahre hinweg 180 Patientinnen untersucht. Hypothese ist, dass die Patientinnen, welches dieses Nachsorgeprogramm durchlaufen, geringere Rückfallraten als eine Kontrollgruppe zeigen werden.

Es handelt sich um eine Multi-Center, prospektive randomisierte und kontrollierte Überlegenheitsstudie mit zwei parallelen Armen (Experimental- und Kontrollgruppe). Gegen Ende der stationären Therapie werden die konsekutiv aufgenommenen Patientinnen per Zufall auf die Interventions- und die Kontrollgruppe verteilt. Das Rückfallprophylaxeprogramm besteht aus bewährten verhaltenstherapeutischen Bausteinen, die von den teilnehmenden Patientinnen per Internet eingesehen und bearbeitet werden können. Dies beinhaltet zweimonatliche Messungen des Befindens. Insgesamt dauert das Programm neun Monate. Für jeden Monat gibt es einen spezifischen Themenbereich. Die Kontrollgruppe erhält in diesem Zeitraum über das Internet einmalig einen allgemein gehaltenen Newsletter zu Essstörungen, innerhalb dessen auch die Befindlichkeit erhoben wird. Umfangreiche Erhebungen mit Experteninterviews werden zu Beginn und Ende des Rückfallprophylaxeprogramms, sowie nach weiteren neun Monaten durchgeführt. So kann neben der Analyse des Hauptkriteriums Körpergewicht auch die Auswertung der Essstörungsdiagnosen, des Schweregrads und weiterer Psychopathologie erfolgen.

Neben dem Rückfallprophylaxeprogramm werden erste Erfahrungen aus der empirischen Arbeit vorgestellt.

Dies ist die erste randomisierte und kontrollierte Multicenter-Studie zur Rückfallprophylaxe bei Anorexia nervosa, welche neueste Technologie einsetzt. Dazu ist in der Literatur bisher nur wenig berichtet. Effiziente Rückfallprophylaxeprogramme mit gut evaluierten und standardisierten Verfahrensweisen, die neue Technologien anwenden, können Verlauf und Behandlungsergebnis bei Patientinnen mit schweren Essstörungen verbessern und sogar Leben retten.