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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Clostridium difficile assoziierte Enterokolitis in der Allgemein- und Visceralchirurgie

Meeting Abstract

  • Torsten Herzog - St. Josef Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr Universität, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Bochum
  • Clélia Deleites - St. Josef Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr Universität, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Bochum
  • Orlin Belyaev - St. Josef Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr Universität, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Bochum
  • Ansgar Chromik - St. Josef Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr Universität, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Bochum
  • Waldemar Uhl - St. Josef Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr Universität, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Bochum

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch574

doi: 10.3205/14dgch574, urn:nbn:de:0183-14dgch5744

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Herzog et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl eine Clostridium difficile assoziierte Enterokolitis primär kein chirurgisches Krankheitsbild darstellt, ist es für Chirurgen in der Allgemein,- und Visceralchirurgie wichtig sich mit diesem Krankheitsbild zu beschäftigen, da sowohl die Gesamtzahl, als auch der Schweregrad der Erkrankung zunehmen. Obwohl die Erkrankung häufig selbstlimitierend ist, gibt es zahlreiche Patienten, die trotz maximaler konservativer Therapie ein septisches Krankheitsbild mit toxischem Megakolon entwickeln.

Material und Methoden: Ziel dieser retrospektiven Auswertung ist es zu untersuchen, wie häufig pseudomembranöse Enterokolitiden in einer universitären Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie vorkommen, welche Therapiemaßnahmen erfolgt sind und welche prädisponierenden Faktoren für das Auftreten einer pseudomembranösen Enterokolitis existieren. Ferner wurde die mit einer pseudomembranösen Enterokolitis einhergehende Morbidität und Letalität analysiert.

Ergebnisse: Innerhalb eines Zeitraums von 90 Monaten, von Januar 2004 bis Juni 2012, traten im gesamten Universitätsklinikum, verteilt über alle Abteilungen, 1669 Fälle von Clostridium difficile assoziierter Enterokolitis auf. Während im Jahre 2004 lediglich 12 Fälle dokumentiert wurden, stieg die Anzahl auf 341 Fällen im Jahre 2011 an.

Vom Gesamtkollektiv entfielen 11 % (180/1669) auf die Allgemein- und Visceralchirurgie. 62 % (111/180) dieser Patienten erhielten eine antibiotische Therapie mit Metronidazol, 56 % (100/180) erhielten eine per orale und/ oder rektale Gabe von Vancomycin, 23 % (41/180) erhielten eine Kombinationstherapie bzw. andere Antibiotika. Bei 89 % (161/180) der Patienten war vor der nachgewiesenen Infektion mit Clostridium difficile eine visceralchirurgische Operation erfolgt. Bei 79 % (142/180) war ein komplexer visceralchirurgischer Eingriff (Pankreasresektion n= 56, Kolonresektion n=22, Rektumresektion n=8, Magenresektion n=6, Dünndarmresektion bei Ileus n=20, Ösophagusresektion n=6, andere komplexe Eingriffe n=26) erfolgt.

Bei 11 % (20/180) der allgemeinchirurgischen Patienten war aufgrund der Enterokolitis eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Die Letalität bei einem intensivpflichtigen Krankheitsverlauf betrug 55 % (11/20). Die Indikation zur Notfallkolektomie wurde bei insgesamt 6 % (11/180) der Patienten gestellt. Nach der Notfallkolektomie verstarben trotz maximaler intensivmedizinischer Therapie 86 % (6/7) der Patienten. Die häufigste Ursache für eine nicht durchgeführte Notfallkolektomie (n=4) war eine Ablehnung der Operation durch die Angehörigen.

Schlussfolgerung: Obwohl ein Großteil der visceralchirurgischen Patienten mit Clostridium difficile assoziierter pseudomembranöser Enterokolitis durch eine konservative antibiotische Therapie erfolgreich behandelt werden kann, versterben mehr als 50 % der Patienten, die aufgrund der Kolitis eine intensivmedizinische Therapie benötigen. Die Letalität nach Notfallkolektomie beträgt nahezu 100 %, weil die OP zumeist als „ultima ratio“ im Vollbild der Sepsis erfolgt. Prädisponierende Faktoren für eine pseudomembranöse Enterocolitis sind komplexe visceralchirurgische Eingriffe, die häufig aufgrund von Tumorerkrankungen bei immunsupprimierten Patienten erfolgen.