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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Gefäßerkrankungen

Meeting Abstract

  • Gülsen Atlihan - UHZ Hamburg, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Hamburg
  • Konstanze Stoberock - UHZ Hamburg, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Hamburg
  • Eike Sebastian Debus - UHZ Hamburg, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Hamburg
  • Axel Larena-Avellaneda - UHZ Hamburg, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Hamburg
  • Sandra Eifert - Herzzentrum Leipzig, Herzchirurgie, Leipzig
  • Sabine Wipper - UHZ Hamburg, Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin, Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch420

doi: 10.3205/14dgch420, urn:nbn:de:0183-14dgch4200

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Atlihan et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Für die optimale Prognose bei Gefäßerkrankungen arteriosklerotischer Genese sind geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich Epidemiologie, Pathophysiologie, Klinik, Diagnostik und Therapie von Relevanz.

Material und Methoden: Es folgt eine Zusammenstellung der aktuelle Studienlage bzgl. geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Carotisstenose, peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) und Bauchaortenaneurysma unter Berücksichtigung kardiovaskulärer Risikofaktoren, Symptome, Diagnostik, sowie konservativer als auch operativer Therapieoptionen.

Ergebnisse: Frauen waren in den meisten Studien deutlich unterrepräsentiert.

Die Carotisstenose tritt bei Frauen seltener auf. Der schlaganfallprotektive Effekt der Carotis-Thrombendarteriektomie ist bei Männern bei einer Lebenserwartung von mindestens 5 Jahren größer. Zwischen Stentimplantation und Operation zeigen sich keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede, aber die meisten Studien berichten ungünstigere Ergebnisse für Frauen bei einem Vergleich zwischen Stentimplantation und medikamentöser Therapie. Die Rezidivrate eines ipsilateralen Schlaganfalls nach 5 Jahren ist bei Frauen höher. Bei Frauen und Patienten mit moderaten Stenosen kann bei Operation später als 2 Wochen nach Indikatorereignis kein Benefit mehr erzielt werden. Allerdings leiden Männer mit operationspflichtiger Carotisstenose unter mehr Komorbiditäten, während Frauen zum Operationszeitpunkt älter sind und häufig protrahiert operiert werden.

Prämenopausal haben Frauen eine niedrige Prävalenz der pAVK. Es zeigt sich jedoch ein signifikanter Anstieg der Inzidenz und Prävalenz während und nach der Menopause, der zu einer Angleichung der Prävalenz beider Geschlechter ab dem 70.Lebensjahr führt. Ursächlich könnten metabolische, hormonelle und genetische Faktoren verantwortlich sein. Der Anteil therapiebedürftiger weiblicher Patienten nimmt zu, wobei sich Frauen erst in einem höheren Alter und mit atypischen Symptomen bei weiter fortgeschrittener Arteriosklerose vorstellen.

Bei Bauchaortenaneurysmen haben Frauen mehr Begleiterkrankungen, ein höheres Rupturrisiko, eine höhere perioperative Komplikationsrate, und eine geringere Überlebensrate. Die elektive endovaskuläre Behandlung zeigt bei Frauen ein signifikant schlechteres Outcome (p<0.05).

Insgesamt spielen neben kardiovaskulären Risikofaktoren, soziokulturellem Status, und unterschiedlicher Plaquemorphologie auch die Hormontheorie und genetische Aspekte, die Gegenstand aktueller Forschung sind, eine maßgebliche Ursache für geschlechtsspezifische Unterschiede bei Gefäßerkrankungen.

Schlussfolgerung: Die geschlechtsspezifischen Differenzen könnten zum einen biologisch, hormonell oder durch protrahierte Entwicklung arteriosklerotischer Veränderungen bei Frauen begründet sein. Ursächlich kann auch eine unterschiedliche Plaquemorphologie sein.

Um die Behandlung zu verbessern, sind weitere Forschungen zu den Geschlechtsunterschieden und ihren Gründen notwendig und vielversprechend. Die Studienlage ist insbesondere zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei pAVK unterrepräsentiert.