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Effekt der perioperativen allogenen Erythrozytentransfusion auf das krankheitsfreie Überleben und Gesamtüberleben nach Resektion kolorektaler Lebermetastasen
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Veröffentlicht: | 21. März 2014 |
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Einleitung: Die Frage, ob eine perioperative allogene Erythrozytentransfusion (ET) im Rahmen onkologischer Eingriffe das Überleben (langfristig) negativ beeinflusst, wird kontrovers diskutiert. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effekte der perioperativen Erythrozytentransfusion auf das krankheitsfreie (RFS) sowie das Gesamtleben (OS) bei Patienten nach Resektion kolorektaler Lebermetastasen (CLM) zu untersuchen.
Material und Methoden: Prospektiv erhobene Daten von zwischen 2003 und 2012 einer elektiven Leberresektion bei kolorektalen Lebermetastasen zugeführten Patienten (n = 292) wurden retrospektiv mittels univariater und multivariater Regressionsanalyse ausgewertet. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 29 (0-119) Monate.
Ergebnisse: Von 292 Patienten erhielten 106 (36%) eine ET (ET+). 45% davon erhielten mehr als zwei perioperative Erythrozytenkonzentrate. Für die Gesamtkohorte ergab sich ein OS von 58 Monaten, für ET+ von 47 Monaten, für solche ohne ET (ET-) von 63 Monaten (p = 0.089). Das RFS aller Patienten betrug 52 Monate (ET+: 32 Monate; ET-: 73 Monate; p = 0.009). Erhöhter Blutverlust (> 1000 ml) hatte keinen Einfluss auf RFS oder OS, (erweiterte) Hemihepatektomien (ER) univariat lediglich auf das OS (p = 0,003). Multivariat adjustiert für univariat signifikant assoziierte Variablen wie Komorbiditäten (Charlson-Index > 8; p = 0,119, HR 1,39, 95%-CI 0,99-1,87), Tumorlast (> 3 Lebermetastasen; p = 0,001, HR 2,35, 95%-CI 1,44-3,84) und R1/2-Resektionsstatus (p = 0,042, HR 1,93, 95%-CI 1,03-3,64) ergab sich für ET+ in Bezug auf das krankheitsfreie Überleben eine Hazard Ratio von 1,57 (95%-CI: 1,04-2,35; p = 0,030). Multivariat mit dem OS assoziierte Faktoren waren Alter > 70 Jahre (p = 0,016, HR 1.64, 95%-CI 1,10-2,50), ein Charlson-Index > 8 (p = 0,028, HR 1,53, 95%-CI 1,05-2,25), das Auftreten postoperativer Komplikationen (p = 0,034, HR 1,51, 95%-CI 1,03-2,20), und ER (p = 0,013, HR 1,63, 95%-CI 1,11-2,40).
Schlussfolgerung: Die perioperative Gabe von Erythrozytenkonzentraten war neben einer hohen hepatischen Tumorlast und involvierten Resektionsrändern (R1/2) unabhängig mit signifikant reduziertem krankheitsfreiem Überleben, nicht jedoch mit verringertem Gesamtüberleben assoziiert. Höherer Blutverlust oder ein erweitertes Resektionsausmaß reduzierten die krankheitsfreie Zeitspanne nicht. Dies könnte mit einer relativen Induktion einer Immunsuppression (erworbene Immunomodulation) erklärt werden. Der genaue Effekt der allogenen Erythrozytentransfusion ist angesichts weiterer nicht-adjustierter potentieller Confounder nicht zu exakt bemessen. Auch das retrospektive Design verbietet den Rückschluss eines kausalen Zusammenhangs. Die vorliegenden Daten betonen jedoch den Stellenwert der Reduzierung des intraoperativen Blutverlusts und der mit Blutverlust assoziierten chirurgischen Komplikationen sowie die Wertigkeit Fremdblut-sparender Techniken (Cell-Saver) und die bedarfsgerecht adäquate pharmakologische Substitution im präoperativen Vorfeld (rekombinantes Erythropoietin, Eisensubstitution, Vitamin B12).