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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

EXIT – eine interdisziplinäre Herausforderung

Meeting Abstract

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  • Christian Lorenz - Klinikum Bremen-Mitte, Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, Bremen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch311

doi: 10.3205/12dgch311, urn:nbn:de:0183-12dgch3116

Veröffentlicht: 23. April 2012

© 2012 Lorenz.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine besondere Situation in der Perinatalmedizin stellen pränatal detektierte Anomalien dar, die einer fehlende oder absehbar komplizierten Möglichkeit der spontanen oder assistierten Ventilation des zu entbindenden Kindes anzeigen. Feten mit relevanter in- und externer Verlegung der oberen Atemwege (congenital high airway obstruction syndrome /CHAOS und vergleichbaren Pathologien) bedürfen einer exakten Planung des Entbindungsmodus, in dem EXIT (ex-utero intrapartum treatment) ein heute nicht wegzudenkendes zeitliches Sicherheitsfenster bieten kann.

Material und Methoden: Anhand von 2 Fällen mit CHAOS-adäquaten intrauterinen Pathologien (Pat 1: cervikales Teratom, Pat. 2: cervikale zystische Raumforderung) und begleitendem Polyhydramnion der Mutter soll die Etablierung eines funktionierenden EXIT-Teams und entsprechender Protokolle dargestellt werden.

Ergebnisse: Bei beiden Kindern konnte nach entsprechender Vorbereitung mittels Tracheotomie (Pat. 1) bzw. unproblematischer Intubation (Pat. 2) die Ventilation ermöglicht und ein sicherer Transfer auf die neonatologische Intensivstation gewährleistet werden. Während bei hohem Risiko eines verstümmelnden Eingriffes im Falle des cervikalen Teratoms gemeinsam mit den Eltern ein Therapieverzicht konsentiert wurde, erfolgte bei dem Neugeborenen mit der cervikalen zystischen Raumforderung wenige Stunden nach Entbindung deren komplette Resektion. Zuvor war das gleichzeitige Vorliegen einer Ösophagusatresie (Typ II) als wahrscheinlichere Ursache des Polyhydramnions der Mutter diagnostiziert worden, so dass in gleicher Narkose eine Tracheo- und Ösophagoskopie sowie die Anlage einer Gastrostomie mit der Option der späteren Elongationsbehandlung erfolgten.

Schlussfolgerung: Die Verläufe zeigen, dass das EXIT in einem Krankenhaus der Maximalversorgung angeboten werden kann, vorausgesetzt dass enge Absprachen und Funktionszuweisungen im Team aus Anästhesie, Geburtshelfer, Neonatologen, OP- und Neonatologie-Pflege und beteiligten Kinderchirurgen oder auch Vertretern anderer Fachrichtungen wie HNO oder Kieferchirurgie bestehen. Dies bedarf eines guten interdisziplinären Konsens, kurzer Wege und einer Logistik, die eine sichere Durchführung dieser Therapie aufgrund akuter Veränderungen bei der Schwangeren oder dem Feten auch notfallmäßig möglich macht. Ist dies nicht gewährleistet, muss die frühzeitige Vorstellung der Schwangeren in einem entsprechenden Zentrum erwogen werden.