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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Die schwere Decollement-Verletzung beim Kind – eine Zentrumsfrage?

Meeting Abstract

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  • Joachim Suß - Kinderkrankenhaus Park Schönfeld, Kinderchirurgie und Schwerbrandverletzte, Kassel
  • Dieter Kunert - Kinderkrankenhaus Park Schönfeld, Kinderchirurgie und Schwerbrandverletzte, Kassel
  • Peter Illing - Kinderkrankenhaus Park Schönfeld, Kinderchirurgie und Schwerbrandverletzte, Kassel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch076

doi: 10.3205/12dgch076, urn:nbn:de:0183-12dgch0767

Veröffentlicht: 23. April 2012

© 2012 Suß et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das großflächige Weichteildecollement beim Kind ist eine relativ seltene, aber besonders unter dem langfristigen Aspekt schwerwiegende Verletzung, die den Verlust einer beteiligten Extremität bedeuten kann. Bei der Verletzung der Extremitäten geht es im ersten Schritt um deren Erhalt. Im zweiten Schritt gilt es, ein möglichst gutes funktionelles und kosmetisches Ergebnis zu erzielen. Hier erfolgt die Behandlung analog zu der von Patienten mit tiefdermalen thermischen Verletzungen.

Material und Methoden: Geschildert wird diese Verletzungsform am Beispiel eines Jungen. Durch einen PKW erlitt der Junge ein Überrolltrauma des rechten Arms mit schwerem Decollement des Unterarms. Zusätzlich kam es zur Frakturierung der Unterarme und des rechten Oberarms. Nach der Frakturversorgung und einem tiefen Debridement wurde zunächst ein Dermisersatz (Integra) aufgelegt, in Kombination mit einem Vakuumverband (VAC). Nach Einheilung des Dermisersatzes erfolgte die ungemeshte Spalthauttransplantation.

Ergebnisse: Die Einheilung der Spalthaut erfolgte nahezu komplikationsfrei, ebenso die Frakturheilung. Eine Kompressionsbehandlung wurde initialisiert. Es trat keine Narbenkontraktur auf. Aber: Der Junge erlebte seinen Oberkörper als Ort von Schmerzen, davon waren auch die Interaktionen mit den verschiedenen Therapeuten geprägt. Es hatte sich eine resignative Grundhaltung hinsichtlich seiner Heilungschancen eingestellt. Die Ausgangssituation war von intensivem aktiven und passiven Üben geprägt, die den Jungen an seine Schmerzgrenze gebracht hat. Es hatte sich eine psychische Blockade eingestellt. Es wurden Bewegungsspiele initiiert, die keine Selbstwahrnehmung zum Inhalt hatten, sondern ihm Zugang zu lustvollem Erleben schafften, ihn vom Arm ablenkten. Eine gute Beweglichkeit konnte durch radikale Reduktion der Übungsbehandlung erzielt werden.

Schlussfolgerung: Äußerlich kam es zu einem sehr guten kosmetische Ergebnis. Dennoch stellte sich ein schweres Bewegungsdefizit ein, das nur durch eine intensive psychologische Betreuung durchbrochen werden konnte. In Zentren für Schwerbrandverletzte Kinder sind die Verfahren zur Hautdeckung etabliert, ebenso wie die Unterstützung durch physiologische und psychologische Therapeuten, die für den Erfolg der Behandlung einer solch schweren Verletzung unverzichtbar sind.