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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Die erweiterte prophylaktische Kolektomie bei Patienten mit erblichem Darmkrebs hat in multizentrischer internationaler Studie keinen negativen Einfluss auf die Lebensqualität

Meeting Abstract

  • Claudia Schneider - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum
  • Marzena Bednarek - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum
  • Marcos Gelos - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum
  • Gabriela Möslein - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch054

doi: 10.3205/12dgch054, urn:nbn:de:0183-12dgch0547

Veröffentlicht: 23. April 2012

© 2012 Schneider et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das deutlich erhöhte Risiko eines metachronen kolorektalen Karzinoms beim Lynch-Syndrom führt in der Literatur zu unterschiedlichen Expertenmeinungen hinsichtlich des Resektionsausmaßes bei Auftreten eines primären Kolonkarzinoms. Vermutet wirdgenerell eine schlechtere Lebensqualität (QoL) nach ausgedehnter Resektion. Ziel dieser internationalen Studie war ein Vergleich der QoL nach onkologisch-segmentaler versus subtotaler Kolektomie.

Material und Methoden: Die Evaluierung der QoL erfolgte mit den krankheitsspezifischen und validierten EORTC- Fragebögen QLQ-C30 und CR38. Die Patienten wurden aus den Datenbanken des deutschen HNPCC-Konsortiums, der New Zealand Familial Gastrointestinal Cancer Registry sowie des Hôpital Saint Antoine, Paris rekrutiert anhand folgender Einschlusskriterien:

Kolonresektion wegen eines Kolonkarzinoms; Erfüllung der Amsterdam-II-Kriterien und/oder Tumor mit Mikrosatelliteninstabilität (MSI); Alter zum OP-Zeitpunkt < 60 Jahre; OP länger als 6 Monate zurückliegend; kein Stoma.

Ergebnisse: Bei einer Rücklaufqoute von 50,7% konnten 587 Fragebögen mit 503 segmentalen und 84 subtotalen Resektionen ausgewertet werden. Zum OP-Zeitpunkt waren die Patienten mit segmentaler Resektion signifikant jünger. Die subtotal kolektomierten Patienten beklagten signifikant mehr nächtliche Stuhlgänge, allerdings waren die Ergebnisse hinsichtlich Fatigue/allgemeine Schwäche, Rollenverhalten und Obstipation signifikant besser bei den lediglich onkologisch resezierten Patienten.

Schlussfolgerung: Überraschenderweise war in diesem großen, internationalen Kollektiv die subtotale Kolektomie mit weniger Fatigue und Obstipation, aber mit - erwartungsgemäß - gehäuften nächtlichen Stuhlgängen assoziiert. Dennoch schneidet die subtotale Kolektomie hinsichtlich der generellen postoperativen Lebensqualität besser ab als die onkologische Resektion! Angesichts des (sehr) hohen metachronen Karzinomrisikos trotz regelmäßiger Vorsorge sollte aufgrund der hier vorliegenden Ergebnisse eine subtotale Kolektomie bei Patienten mit erblichem Darmkrebs zum Zeitpunkt des ersten Kolonkarzinoms empfohlen werden.