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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Welcher Parameter erlaubt eine Prognose zur Erwerbsfähigkeit nach einem Polytrauma?

Meeting Abstract

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  • Corinna Attenberger - Klinikum Augsburg, General and Visceral Surgery, Augsburg
  • Felix Amsler - Universitätsklinikum Basel-Stadt, Computer Assisted Radiology & Surgery Switzerland (CARCAS), Basel
  • Thomas Gross - Universitätsklinikum Basel-Stadt, Computer Assisted Radiology & Surgery Switzerland (CARCAS), Basel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch835

doi: 10.3205/11dgch835, urn:nbn:de:0183-11dgch8356

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Attenberger et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Was geschieht mit einem „geheilten“ polytraumatisierten Patienten (ISS>16) nach Rückkehr in sein häusliches Umfeld? Gibt es Prognosefaktoren, die eine spätere Erwerbsunfähigkeit (longer-term reduced capacity to work (RCW)) vorhersagen?

Material und Methoden: Prospektiv-konsekutive Kohortenuntersuchung überlebender Polytrauma-Patienten (n =115; 39,5+20,6 Jahre; 98% stumpfes Trauma; Injury Severity Score, ISS: 27,5+8,2) an einem Schweizer Traumazentrum. Univariate statistische Untersuchung der Patienten-, Trauma- und Behandlungs-Charakteristika hinsichtlich ihrer Assoziation zur Erwerbsunfähigkeit (RCW) 2 Jahre nach dem Unfallereignis.

Ergebnisse: Die allgemeine Lebensqualität nach Unfall ist deutlich reduzierter als vor dem Unfallereignis (EuroQuality of Life Group Visual Analogue Scale, EQ VAS 66,2+24,4 vs. 89,7+14,7; p<0,001). 53% (n=61) der überlebenden Patienten sind nach einem Polytrauma erwerbsunfähig und deren gesundheitlicher Allgemeinzustand ist reduzierter verglichen mit Patienten nach einem Polytrauma, welche nicht erwerbsunfähig sind (p<0,001). Niedriges Bildungsniveau (p<0,001), Nikotinkonsum zum Zeitpunkt des Unfallereignisses (p=0,02) und ausländische Nationalität (p=0,064) sind mit einer RCW assoziiert, nicht jedoch Alter, Geschlecht, BMI, Alkoholkonsum oder Lebensstatus vor dem Unfall. Zudem findet sich eine höherer Rate der Erwerbsunfähigkeit bei Arbeitern (blue collar jobs) als bei höheren Angestellten (white collar jobs) (p=0,034). Erwerbsunfähigkeit nach Polytraumata ist assoziiert mit der Traumaschwere (z.B. ISS, SOFA, SAPS II, p<0,001) und kurzen Behandlungszeiten, z.B. Zeitspanne bis zur Notfalloperation (p=0,005). In Kontrast dazu scheint die Dauer und die Art der präklinischen Notfallversorgung oder die stationären Aufenthaltsdauer (ICU/Station) keinen Einfluss auf die spätere Erwerbsunfähigkeit zu besitzen.

Schlussfolgerung: Jeder zweite „geheilte“ Überlebende eines Polytraumas ist in dieser Kohortenuntersuchung längerfristig erwerbsunfähig. Neben der Verletzungsschwere scheinen auch patientenspezifische Faktoren einen relvanten Einfluss auf die Arbeitsfähigkeitsrate zu haben. Angesichts der sozio-ökonomischen Relevanz unserer Resultate sind weitere Untersuchungen an grösseren Patientenkollektiven wünschenswert.