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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Nierenverletzung und Polytrauma: Outcome, Verlauf und Behandlungsalgorithmus

Meeting Abstract

  • Matthias Heuer - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen
  • Björn Hussmann - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Marcus Schenck - Universitätsklinikum Essen, Klinik und Poliklinik für Urologie, Uroonkologie und Kinderurologie, Essen
  • Dieter Nast-Kolb - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Steffen Ruchholtz - Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Klinikum Köln-Mehrheim, IFOM-Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln
  • Andreas Paul - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen
  • Georg Taeger - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Sven Lendemans - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch827

doi: 10.3205/11dgch827, urn:nbn:de:0183-11dgch8275

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Heuer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Bedeutung der Nierenverletzung wurde beim schwerstverletzten Patienten innerhalb eines großen Kollektivs bisher nur unzureichend untersucht. Ziel dieser Untersuchung war es, die Prävalenz der Nierenverletzung in Verbindung mit dem Outcome und der zurzeit gängigen Behandlungspraxis zu untersuchen.

Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aus dem gesamten Datensatz des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (1996–2007). Eingeschlossen wurden Patienten mit einem „Injury Severity Score“ (ISS) ≥16, primärer Aufnahme in eine Traumzentrum und einem Alter ≥16. Alle Patienten mit einer Abdominalverletzung (AIS-Abdomen ≥2) wurden denjenigen mit einer Nierenverletzung (AIS-Niere ≥2) gegenübergestellt.

Ergebnisse: Von 6.218 Patienten mit einer abdominellen Verletzung erlitten 835 (13,3%) Patienten zusätzlich eine Nierenverletzung (AISAbdomen ≥2, AISNiere 2–5) und wurden in Abhängigkeit vom Schweregrad nach der Klassifikation der „American Association for the Surgery of Trauma“ (AAST) analysiert. AAST-Niere: II°: 45,5%, III°: 31,1%, IV°: 15,6%, V°: 7,8%. Patienten mit führender Nierenverletzung (Grad IV und V) zeigten dabei einen signifikanten Anstieg der Letalität (IV°: 32,3 und V°: 40,0%) und der Operationsprävalenz (IV°: 61,5 und V°: 81,5%). Mit zunehmendem Grad der Nierenverletzung stieg jedoch auch die Gesamtverletzungsschwere (ISS) an. Die Verletzung der Niere stellte keinen zusätzlichen Risikofaktor dar und führte nicht zu einer Steigerung der zu erwartenden Letalität nach „Revised Injury Severity Classification Score“ (RISC-Score). Die Dialyserate bei den überlebenden Patienten zeigte zunächst eine Zunahme in Abhängigkeit vom Grad der Nierenverletzung (II°: 5,5%, III°: 7,6%, IV°: 18,8%), bei den Grad V Verletzungen fiel sie auf 8,3%.

Schlussfolgerung: Die hier dargestellten Ergebnisse zeigen die Prävalenz und das Outcome von Nierenverletzungen erstmalig an einem großen Kollektiv innerhalb des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur und dem zurzeit gängigen Verletzungsmanagement wird hieraus ein Behandlungsalgorithmus abgeleitet.