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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Eugen Holländer (1867–1932) – ein weitgehend unbekannter Pionier der ästhetischen Chirurgie und autologen Fettinjektion und medizinischen Kunstgeschichte in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Andreas Gohritz - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch647

doi: 10.3205/11dgch647, urn:nbn:de:0183-11dgch6475

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Gohritz.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Vorteile der autologen Transplantation von Fett zur ästhetischen und rekonstruktiven Weichteilkorrektur wurden in den letzten Jahren wiederentdeckt, die ersten Versuche zur minmal invasiven Fettinjektion wurden jedoch schon seit 1906 von dem Berliner Chirurgen Eugen Holländer (1867–1932) durchgeführt, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Material und Methoden: In diesem Vortrag soll anhand historischer Artikel das Leben und Werk dieses frühen Pioniers erinnert warden, wobei besonders auf seine Beiträge zu Lipofilling im Gesicht, Face-lift, Brustreduktion eingegangen wird, aber auch auf seine Verdienst als Begründer der medizinischen Kunstgeschichte.

Ergebnisse: Holländer erhielt seine plastisch-chirurgische Aubildung in 15 Jahren bei James Israel am Jüdischen Krankenhaus in Berlin, widmete sich später vor allem der ästhetischen plastischen Chirurgie und behandelte viele berühmte Patienten in Berlin, z. B. den Shah von Persien. Im Jahre 1901 nahm Holländer, „verführrt von weiblicher Überredungskunst“, die wohl erste chirurgische Gesichtsstraffung vor. 1925 stellte er eine Technuk zur Behandlung der „Hängebrust“ vor. 1910 berichtete er über „Ein Fall von progressiver Fettatrophie und seinen kosmetischen Ersatz durch humanes Fett“ bei einer Frau mit Gesichtsatrophie. Er injizierte eine Mischung aus menschlichem und Hammelfett, um eine Reabsorption zu vermindern und die damals berüchtigten Komplikationen einer Paraffineinspritzung zu vermeiden. Die Patientin war mirt dem Ergebnis „sehr zufrieden“ und Holländer wandte danach Fettinjektionen bis zu seinem Tod 1932 vielfach im Gesicht und auch bei Brustdeformitäten nach Mastektomie und zur Narbenkorrektur an. Holländers einzigartige Sammlung Tausender von medizinisch interessanten Kulturgegenständen und Gemälden ging leider im Zweiten Weltkrieg verloren, kann aber in seinen zahlreichen Büchern, z. B. „Medizin in der Klassischen Malerei“ (1905), „Karikatur und Satire in der Medizin“ (1905) und „Plastik and Medizin“ (1912) bewundert werden. Holländer verstarb 1932 an einem Schlaganfall, sein Ruhm wurde unterdrückt, weil er Jude war. Seine Familie wurde zur Emigration gezwungen.

Schlussfolgerung: Eugen Holländer war ein äußerst innovativer Chirurg, dessen Werk interessante Einblicke in die Geschichte der ästhetischen Chirurgie, insbesondere der Fettinjektion, bietet und auch aus kultureller Sicht für jeden interessierten Plastischen Chirurgen Inspiration und Bereicherung ist.