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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Dringlichkeit neurochirurgischer Interventionen bei schwerem Schädel-Hirn-Trauma – das Gehirn zuerst?

Meeting Abstract

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  • Christian Kühne - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg
  • Johannes Bollmann - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg
  • Carsten Mand - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg
  • Steffen Ruchholtz - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch403

doi: 10.3205/11dgch403, urn:nbn:de:0183-11dgch4030

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Kühne et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Kann das neurologische, funktionelle Outcome bzw. die Mortalität bei schwerem Schädelhirn-Trauma durch eine zeitnahe (innerhalb von Stunden) neurochirurgische Intervention i.S. einer operativen Dekompression positiv beeinflusst werden – oder ist der weitere Verlauf bereits durch die initiale Schwere der Verletzung weitestgehend vorbestimmt?

Material und Methoden: Prospektive Datenerhebung im Rahmen des TraumaRegisters DGU bei Patienten mit durchgeführter Trepanation, ISS ³ 9 Punkte und dokumentierter Unfall- und OP-Zeit. Um den möglichen Einfluss des Zeitfaktors auf das Outcome und die Mortalität zu untersuchen, erfolgte eine Gruppeneinteilung: Gruppe I: OP-Beginn innerhalb von 2 h nach dem Unfall, Gruppe II: OP-Beginn innerhalb von 2 bis 3 h, Gruppe III: OP-Beginn innerhalb von 3 bis 6 h, Gruppe IV: OP-Beginn innerhalb von 6 bis 24 h, Gruppe V: OP-Beginn nach 24 h. Innerhalb der einzelnen Gruppen wurde dann nach Unterschieden im AIS (Körperregion), der GCS, dem Alter und dem ISS bei verstorbenen und überlebenden Patienten untersucht.

Ergebnisse: Daten von 770 Personen mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma konnten analysiert werden. Das Durchschnittsalter betrug 39,9 Jahre, 71,6% waren männlichen Geschlechts. Der durchschnittliche-ISS lag bei ISS 31,4, der durchschnittliche AISKopf bei 4,51. Von insgesamt 570 Patienten, die innerhalb von 6 h (Gruppe I bis III) operiert wurden verstarben 188 (33%), von den 200 Patienten die nach 6 und mehr Stunden operiert wurden verstarben 40 (20%). Dabei nahm die Mortalität in den einzelnen Gruppen I–V mit zunehmendem Intervall zwischen Unfallzeitpunkt und OP-Beginn ab (49% auf 14%). Die anatomische und funktionelle Verletzungsschwere nahm dabei in den Gruppen I–V ebenfalls ab (AISKopf 4,66 in Gruppe I vs. AISKopf 4,23 in Gruppe V). Die GCS zeigte umgekehrt eine Zunahme in den Gruppen (GCS 5,9 in Gruppe I vs. GCS 8.8 in Gruppe V) (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Schlussfolgerung: Eine Verringerung der Mortalität durch Verkürzung des Zeitintervalls zwischen Unfallzeitpunkt und neurochirurgischem OP-Beginn konnte nicht nachgewiesen werden. Vielmehr scheint die initiale Schwere der intrazerebralen Verletzung maßgeblich für die Prognose und das Outcome des Patienten zu sein.