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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Wie effektiv ist eine lokale Antibiose beim Leistenzugang in der offenen Gefäßchirurgie?

Meeting Abstract

  • Eva Schönefeld - St. Franziskushospital, Gefäßchirurgie, Münster
  • A. Muratagic - St. Franziskushospital, Gefäßchirurgie, Münster
  • N. Osada - Institut für Medizinische Statistik und Biomathematik der WWU Münster, Medizinische Statistik und Biomathematik, Münster
  • M. Austermann - St. Franziskushospital, Gefäßchirurgie, Münster
  • G. Torsello - Universitätsklinikum Münster, Münster

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch154

doi: 10.3205/11dgch154, urn:nbn:de:0183-11dgch1549

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Schönefeld et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die intravenöse Gabe einer Antibiose im Rahmen einer gefäßchirurgischen Bypassoperation ist ein Standard in der perioperativen Therapie, die lokale Anwendung bleibt seit längerer Zeit kontrovers diskutiert.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden 415 Patienten inkludiert, die einen Gefäßbypass über einen Inguinalschnitt erhalten haben. 37,1% der Patienten erhielten einen femoro-poplitealen Bypass, 14,7% einen iliakofemoralen Bypass, 21,9% eine aortale Umgehung und 24,1% einen Crossoverbypass. Bei 2,2% erfolgte lediglich ein Leisteninterponat. Aus diesen Eingriffen, die über einen inguinalen Zugang erfolgten, wurden 2 Subkollektive gebildet: 208 Patienten erhielten eine systemische Antibiose (Gruppe 1); 207 Patienten eine systemische Antibiose und zusätzlich eine lokale Rifampicingabe (Gruppe 2). Nach einer durchschnittlichen OP-Dauer von 109 min±48' und einer Liegezeit im Krankenhaus von durchschnittlich 13,8 Tagen (SD ±6,8d) erfolgte die Nachbeobachtung anhand von 3 Parametern: 1. Wundheilung 2. Spätinfekte 3. Bypassverschlüsse.

Ergebnisse: Beide Kollektive (Gruppe 1 und 2) waren in der statistischen Analyse homogen und vergleichbar. Bezüglich der Inzidenz von Wundheilungsstörungen gab es keine Unterschiede, wobei insgesamt 89,4% der Zugangswege per primam heilten. In 4,1% der Fälle erfolgte eine Wundrevision und bei 1% der Patienten traten tiefer reichende Wundheilungsstörungen mit Bypassinfekten auf. Spätinfektionen traten unter systemischer lokaler Antibiose (Gruppe 2) seltener auf ohne statistische Signifikanz. Die Analyse der Bypassverschlüsse wies Gruppengleichheit auf: Hier konnte keine Signifikanz nachgewiesen werden. In der multivariaten Analyse konnten dann Risikofaktoren für die evaluierten Komplikationen/Parameter entwickelt werden: Eine lokale Antibiose führt bei aortalen Bypässen zu einer geringeren Inzidenz von Spätinfekten (p=0,010 im Vergleich zu den femoro-poplitealen Verfahren). Ein höheres Fontainestadium (Stadium III und IV) führt ebenfalls zur einer erhöhten Infektrate (p=0,008) und zusätzlich aggraviert ein Diabetes mellitus das Infektrisiko (p=0,002).

Schlussfolgerung: Eine additive lokale Antibiose hat in der offenen Gefäßchirurgie ihre Wertigkeit. Sinnvoll ist der Einsatz bei aortobi-iliakalen oder -femoralen Bypässen, bei primär schlechter Fontaineklassifikation (Stadium III und IV) und bei Diabetes mellitus.