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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Schwere akzidentelle Laugeningestion mit multiplen Komplikationen und multiviszeraler Resektion

Meeting Abstract

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  • Klaus-Dieter Rückauer - Chirurgische Universitätsklinik Freiburg, Allgemeine u. Viszeralchirurgie, Freiburg
  • S. Farmand - Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Freiburg
  • M. Krüger - Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch150

doi: 10.3205/11dgch150, urn:nbn:de:0183-11dgch1503

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Rückauer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine Laugeningestion im Kindesalter kann zu ausgeprägten akuten Verletzungen im oberen Gastrointestinal- oder Respirationstrakt führen, aus denen schwere residuelle Schäden resultieren können. Das Ausmaß der initialen Schädigung ist abhängig vom pH-Wert, der Konsistenz, der Kontaktzeit und der Menge der eingenommenen Substanz.

Material und Methoden: Ein 5 Jahre altes Mädchen hatte unbeobachtet wenige Schlucke eines im Badezimmer vorgefundenen, in eine Wasserflasche umgefüllten kaliumhydroxidhaltigen Industrie-Rohrreinigers (pH 12,5!) getrunken und im Folgenden schwerste Verätzungen vom Hypopharynx bis in das Duodenum erlitten. Die Schwere der Verätzung mit Sepsis und RDS machte eine fünfwöchige intensivmedizinische Behandlung mit fast dreiwöchiger Beatmung via Tracheostoma bei zusätzlichen Läsionen des Larynx notwendig. Die Patientin erlitt sekundär wiederholt Perforationen der Hohlorgane; es entwickelte sich eine hochgradige langstreckige Ösophagusstriktur.

Ergebnisse: Mit einer Verzögerung von sieben bzw. zehn Wochen traten eine Perforation des Magens und später, zunächst ohne klinische Anzeichen, auch des Oesophagus auf. Letztere erforderte wegen der sich entwickelnden Mediastinitis mit Pleuraempyem als zu diesem Zeitpunkt einziger Möglichkeit die Pertubation mit einem Choledochusstent (Nickel-Titan, ummantelt, 10 cm Länge, 8 mm Durchmesser) (Abbildung 1 [Abb. 1]). Auf diese Weise konnte eine Überbrückung der Notfallsituation bis zur definitiven Operation erreicht werden; diese bestand (7 Monate nach dem Unfall) in einer Oesophagektomie und subtotalen Gastrektomie mit Rekonstruktion durch ein Coloninterponat sowie eine Roux-Y-Schlinge zum erhaltenen Magenfundus. Der postoperative Verlauf war protrahiert, aber ohne Komplikationen. Ein spezielles Problem zeigte sich in der anfänglichen Weigerung des Kindes, die angebotene Nahrung zu sich zu nehmen. Das psychische Trauma mit der Assoziation zum Schluckvorgang erforderte eine intensive psychologische Betreuung.

Schlussfolgerung: Die interventionelle Einlage eines Choledochus-Stents in den Oesophagus erwies sich als entscheidend für die Ausheilung der Perforation mit Mediastinitis. In aufwändiger chirurgischer, intensivmedizinischer und psychologischer Versorgung konnten das Überleben und ein inzwischen weitestgehend beschwerdefreier Zustand erreicht werden.