Artikel
Timing und Komplikationen bei posttraumatischen freien Lappendeckungen an der oberen Extremität
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 17. Mai 2010 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Bereits einfache Traumata können wegen des dünnen Weichteilmantels zu lappenpflichtigen Defekten im Bereich von Hand und Unterarm führen. Aufgrund der Vielzahl lokaler und gestielter Alternativen sind freie Lappenplastiken jedoch nur selten erforderlich. Im Unterschied zu Defekten des Unterschenkels existieren zum Timing der Lappendeckung der oberen Extremität kaum Daten. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, den Zusammenhang zwischen dem Intervall der Lappendeckung und nachfolgenden Komplikationen zu untersuchen.
Material und Methoden: Zwischen 1997 und 2007 wurden an unserer Klinik über 700 freie Lappenplastiken durchgeführt. In einer retrospektiven Aktenanalyse konnten 39 Patienten (10 Frauen, 29 Männer, mittleres Alter 41 Jahre) mit 43 freien Gewebetransfers bei isoliertem, akutem posttraumatischem Defekt an Unterarmen oder Händen identifiziert werden. Das Intervall zwischen Unfall und definitiver Deckung wurde, neben gerinnungsrelevanten präoperativen Laborparametern, mit allen im Verlauf auftretenden intra- und postoperativen Komplikationen korreliert.
Ergebnisse: Das Intervall zwischen Unfall und definitiver Deckung betrug im Schnitt 14 (0 bis 50) Tage bei oft verspäteter Zuweisung der Patienten nach durchschnittlich 6 Tagen. Von den 43 Lappenplastiken zeigten 36 eine vollständige und drei eine teilweise Einheilung. Insgesamt waren 15 Revisionseingriffe notwendig. Bei Patienten, bei denen die definitive Deckung erst nach 7 Tagen erfolgte, waren im Vergleich zu einer direkten Lappendeckung doppelt so viele Revisionseingriffe notwendig – dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant (p<0,2). Jedoch waren bei diesen Patienten hochsignifikant (p<0,001) höhere präoperative Thrombozytenkonzentrationen auffällig.
Schlussfolgerung: Basierend auf unseren Daten sollte die definitive Deckung posttraumatischer Defekte der oberen Extremität innerhalb von 7 Tagen angestrebt werden, da zu einem späteren Zeitpunkt mit einer erhöhten Komplikationsrate zu rechnen ist. Auf reaktive Thrombozytosen sollte bei geplanten mikrochirurgischen Eingriffen besonders geachtet werden, da diese ein besonderes perioperatives antikoagulatives Management erfordern.