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127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

20.04. - 23.04.2010, Berlin

Iatrogene Perforationen im Gastro-Intestinaltrakt – Analyse von Ursachen, Therapie und Ergebnissen bei 99 Patienten

Meeting Abstract

  • Jörn Gröne - Charité, Universitätsmedizin Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Annett Rentsch - Chirurgische Klinik I, CBF, Charité, Allgemein-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Johannes Christian Lauscher - Charité, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
  • H.-J. Buhr - Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Chirurgische Klinik und Poliklinik I, Berlin, Deutschland
  • Jörg-Peter Ritz - Charité, Universitätsmedizin Benjamin Franklin, Chir. Klinik u. Poliklinik I, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 20.-23.04.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgch519

doi: 10.3205/10dgch519, urn:nbn:de:0183-10dgch5194

Veröffentlicht: 17. Mai 2010

© 2010 Gröne et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die iatrogene Perforation (IP) im GI-Trakt bei endoskop. oder ther. Maßnahmen stellt eine seltene, jedoch gefürchtete Komplikation dar. Die op. Behandlung gilt als Standardverfahren zur definitiven Versorgung.

Ziel war die Analyse von Ursachen, Therapie und Ergebnissen.

Material und Methoden: Eingeschlossen wurden 99 Patienten, die zwischen 01/93 und 12/08 wegen einer IP des GI-Traktes im Rahmen einer endoskop. oder ther. Maßnahme operativ in unserer Klinik versorgt wurden. Relevante Daten wurden retrospektiv über die Klinikdatenbank erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse: Der Abstand von OP und Diagnosestellung der IP betrug in 10,1% ≥24h, in 11,1% 48–72h und in 16,1% >72h. Im oberen GI-Trakt (n=35) wurden Perforationen schneller erkannt als im Kolon und Rektum (n=55) (Anteil der Diagnosen innerhalb von 24h: 79,8% vs. 62,8%). Perforationen des Magens oder des Duodenums (n=18) wurden sämtlich innerhalb von 24h diagnostiziert und versorgt. Perforationen des Ösophagus (n=13) wurden hingegen in 30,7% frühestens nach 48h diagnostiziert. Perforationen im Rektum (n=9) wurden in 55,6% der Fälle frühestens nach 48h diagnostiziert. Die erhöhte Latenz korrelierte mit einer erhöhten Letalität (Gesamt-Letalität 32,3%; bei sofortiger Diagnose: 24,2%; nach 24h: 40,0%; nach 48–72h: 36,4%; später als 72h: 56,3%). Ein Patientenalter ≥80a ging unabhängig von der Latenz mit einer Verschlechterung der Prognose einher (Letalität 55,0% vs. 26,6% bei Patienten <80a).

Schlussfolgerung: Die IP wird nicht selten verzögert diagnostiziert und therapiert. Perforationen ohne direkten Kontakt zur Bauchhöhle, wie Ösophagus und Rektum, werden möglicherweise als Folge einer verschleierten Klinik später diagnostiziert und sind mit einer schlechteren Prognose vergesellschaftet. Daher ist insbesondere bei diesen Organen beim geringsten Verdacht auf eine IP die umgehende und gezielte Diagnostik und Therapie entscheidend für die Prognose.