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127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

20.04. - 23.04.2010, Berlin

Die bakterielle Translokation bei akuter nekrotisierender Pankreatitis geht häufiger vom Dünndarm aus als vom Kolon

Meeting Abstract

  • Stefan Fritz - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Thilo Hackert - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Werner Hartwig - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Florian Rossmanith - Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
  • Oliver Strobel - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Lutz Schneider - Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung für Allgemeine, Viszerale, Unfallchirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Mechthild Kommerell - Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
  • Katja Will-Schweiger - Universitätsklinikum Heidelberg, Hygiene-Institut, Abteilung Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, Heidelberg, Deutschland
  • Markus W. Büchler - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Jens Werner - Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Klinik für Allgemeine, Viscerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 20.-23.04.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgch032

doi: 10.3205/10dgch032, urn:nbn:de:0183-10dgch0328

Veröffentlicht: 17. Mai 2010

© 2010 Fritz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der klinische Verlauf bei akuter nekrotisierender Pankreatitis (ANP) verschlechtert sich dramatisch, sobald es zu einer Superinfektion der Pankreasnekrosen kommt. Die pathophysiologischen Abläufe der zugrunde liegenden bakteriellen Translokation sind bis heute nicht genau bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass der Ursprung der Bakterien im Dünn- oder Dickdarm liegt. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Ausgangspunkt der bakteriellen Translokation bei ANP zu untersuchen.

Material und Methoden: Zunächst wurde in männlichen Wistar-Ratten ein Loop-Ileostoma angelegt und anschließend eine selektive Darmdekontamination (SDD) von Dünn- oder Dickdarm oder von beidem durchgeführt. Nach drei Tagen SDD wurde eine schwere ANP induziert. Nach weiteren 24 Stunden wurden die Tiere euthanasiert und die Translokation mittels bakterieller Kulturen von der Mukosa von Dünn- und Dickdarm, von Lymphknoten des Mesenteriums sowie von Pankreasgewebe bestimmt. Die Kulturen wurden semiquantitativ anhand eines Scoring-Systems (0 bis 4) ausgewertet.

Ergebnisse: Histologisch zeigte sich in allen Versuchsgruppen eine schwere nekrotisierende Pankreatitis. In der Kontrollgruppe ohne SDD waren die Pankreasnekrosen in allen Fällen superinfiziert mit einem mittleren Score von 2,67. Die Dekontamination des Kolons reduzierte die Superinfektion des Pankreas auf 1,67 (n.s.). SDD des Dünndarms dagegen reduzierte die pankreatische Superinfektion signifikant auf 1,0 (p<0,005) und die Dekontamination von Dünn- und Dickdarm auf 0,83 (p<0,005). Die Infektion der mesenterialen Lymphknoten korrelierte jeweils mit der Superinfektion des Pankreas.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass bei der ANP die bakterielle Translokation vor allem über mesenteriale Lymphknoten erfolgt. Die Dekontamination von Dünndarm konnte dabei effektiver die Pankreassuperinfektion verhindern als die Dekontamination von Kolon. Wir folgern daher, dass bei der ANP enterale Bakterien hauptsächlich vom Dünndarm ausgehend in die Pankreasnekrosen gelangen.