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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Die orale Gabe von CPSI 2364 verhindert den postoperativen Ileus im Klein- und Großtiermodell

Meeting Abstract

  • T.O. Vilz - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • N. Sommer - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • S. Wehner - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • A. Hirner - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • corresponding author J.C. Kalff - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11489

doi: 10.3205/09dgch777, urn:nbn:de:0183-09dgch7779

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Vilz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der postoperative Ileus zeigt sich klinisch durch eine verzögerte Magen-Darm-Passage mit Schmerzen, Erbrechen, Atemfunktionsstörungen und Aspiration. Es konnte in den letzten Jahren gezeigt werden, dass aktivierte Makrophagen der Tunica muscularis eine inflammatorische Kaskade initiieren, wobei es zur Freisetzung verschiedener Mediatoren (TNF-α, IL-6, NO etc) kommt. Letztlich resultiert diese Entzündung in einer massiven intestinalen Motilitätsstörung. Ziel dieser Studie war es, durch eine Makrophagen-spezifische Blockade des proinflammatorischen c-Raf-Kinase Signalwegs mittels einmaliger präoperativer Gabe von CPSI 2364 per os den postoperativen Ileus zu verhindern.

Material und Methoden: Nach oraler Applikation eines Placebos oder CPSI 2364 bei C57BL6/J Mäusen erfolgte die standardisierte intestinale Manipulation des Dünndarms. Zunächst erfolgte zur Quantifizierung der Inflammation in der Tunica muscularis die histochemische Darstellung von eingewanderten neutrophilen Granulozyten. Zusätzlich wurde die Produktion des intestinalen, inhibitorisch wirkenden Neurotransmitters NO mittels Griess-Reaktion gemessen. Die Bestimmung der Muskelkontraktilität erfolgte an jejunalen Muskelpräparaten in einem Organbad 24h postoperativ. Zur Untersuchung der Motilität des Darmes wurde die gastrointestinale Transitzeit in vivo bestimmt. Neben den Kleintierexperimenten wurde ein Großtiermodell (Schwein) etabliert, um ein Transfermodell zum menschlichen Organismus vor Durchführung einer klinischen Studie zu haben. Nach Dünndarm-Manipulation wurden die Tiere 24 h auf der hiesigen Großtierintensivstation betreut. Neben den gängigen Laborparametern erfolgte die Dokumentation der Urin- und Stuhlausscheidung. Die Entzündungsaktivität innerhalb der Tunica muscularis wurde mittels eines Myeloperoxidase-Assays untersucht. Um eine Aussage über die Muskelfunktion des Darmes zu erhalten, wurden jejunale Muskelpräparate in einem Organbad einer ansteigenden Konzentration eines muskarinergen Agonisten ausgesetzt sowie die gastrointestinalen Transitzeit in vivo bestimmt.

Ergebnisse: Im Kleintiermodell waren sowohl die Anzahl neutrophiler Granulozyten als auch die Konzentration des inhibitorisch wirkenden Neurotransmitters NO nach präoperativer CPSI 2364-Gabe signifikant erniedrigt. Ebenso waren die Kontraktilität der Muskelstreifen und der gastrointestinale Transit nach Behandlung mit CPSI 2364 nahezu normalisiert. Im Großtiermodell zeigte sich ebenfalls eine reduzierte Inflammation innerhalb der Tunica muscularis sowie eine gegenüber der Placebogruppe verbesserte Muskelfunktion, die sich in einer stärkeren Kontraktilität und einer beschleunigten Transitzeit äusserte. Die Defäkation setzte in der mit CPSI 2364 behandelten Gruppe signifikant früher ein. Die untersuchten Laborparameter zeigten keine Unterschiede, so dass eine schwere Organschädigung durch CPSI 2364 im beobachteten Zeitraum unwahrscheinlich ist.

Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass die postoperative Entzündung innerhalb der Tunica muscularis nach chirurgischem Trauma durch präoperative Gabe von CPSI 2364 per os sowohl im Klein- als auch im Großtiermodell vermindert werden kann. Als Folge dieser reduzierten Inflammation wird die Entstehung eines postoperativen Ileus verhindert.