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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Prednisolon vermindert die ATG-abhängige mikrovaskuläre Thrombusbildung im postischämischen Gewebe in vivo

Meeting Abstract

  • corresponding author A. Püschel - Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • N. Lindenblatt - Klinik für Wiederherstellungschirurgie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • J. Katzfuß - Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • B. Vollmar - Institut für Experimentelle Chirurgie, Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • E. Klar - Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universität Rostock, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11292

doi: 10.3205/09dgch710, urn:nbn:de:0183-09dgch7105

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Püschel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Single-shot ATG als Induktion, gefolgt von einer Therapie mit Tacrolimus, MMF und Prednisolon (PRD) ist ein etabliertes Immunsuppressionskonzept bei kombinierter Pankreas-Nierentransplantation. Ein wesentliches postoperatives Problem stellt die venöse Transplantatthrombose mit der möglichen Konsequenz des Organverlusts dar. Ein Risikofaktor dafür ist der Ischämie-Reperfusions-Schaden (I/R). In früheren Untersuchungen konnte zudem gezeigt werden, dass ATG eine vermehrte Thrombozytenaktivierung in vitro bewirkt. PRD wirkt gewebsprotektiv nach I/R. Ziel dieser Untersuchung war es, den Einfluss von ATG und PRD auf die mikrovaskuläre Thrombusformation im gesunden und ischämisch geschädigten Gewebe in vivo zu analysieren.

Material und Methoden: Im Modell der chronischen Rückenhautkammer der Maus (C57BL/6J Mäuse, Ketamin/Xylazin-Anästhesie 90/25 mg/kg ip) wurde die Kinetik der Bildung lichtinduzierter mikrovaskulärer Thrombosen mittels intravitaler Fluoreszenzmikroskopie quantitativ analysiert. Die Tiere erhielten entweder einmalig ATG (4mg/kg ip; n=9), PRD (4mg/kg iv, n=7) oder NaCl 0,9% (10ml/kg ip, n=7). Des Weiteren wurde der Einfluß des Gewebeschadens nach 4-stündiger Ischämie- und folgender 24-stündiger Reperfusion untersucht. Die Tiere dieser Gruppe erhielten ebenfalls ATG (4mg/kg ip; n=6), PRD (4mg/kg iv; n=3) oder NaCl 0,9% (10ml/kg ip, n=7 ) sowie eine Kombination von ATG und PRD (n=6) jeweils vor Reperfusion. Mittelwert ± SEM; Student’s t-Test bzw. Mann-Whitney U-Test.

Ergebnisse: Die Gabe von ATG führte zu einer signifikanten Beschleunigung der mikrovaskulären Thrombusbildung gegenüber Kontrolltieren (arterioläre und venuläre Okklusion: 310±49s und 296 ± 48s vs. Kontrolle: 888 ± 122s und 708 ± 141s; p < 0,05), wohingegen PRD keinen Einfluss auf die Thrombuskinetik hatte. Der I/R-Schaden bewirkte eine signifikante Verkürzung der Okklusionszeit in Arteriolen (NaCl+I/R: 476 ± 52s vs. Kontrolle: 888 ± 122s; p < 0,05). Zusätzliche ATG-Applikation im postischämischen Gewebe zeigte im Vergleich zum gesunden Gewebe tendenziell eine schnellere Thrombusbildung (arterioläre und venuläre Okklusion ATG+I/R:196 ± 28s und 220 ± 23s vs. ATG). Bei zusätzlicher einmaliger Gabe eines PRD-Bolus vor Reperfusion konnte eine signifikante Verlangsamung der mikrovaskulären Thrombusbildung in den ATG-behandelten Tieren beobachtet werden (arterioläre und venuläre Okklusion ATG+PRD+I/R: 451 ± 37s und 326 ± 22s vs. ATG+I/R: 196 ± 28s und 220 ± 23s; p < 0,05). PRD alleine hatte keinen Einfluss auf die Thrombuskinetik nach I/R.

Schlussfolgerung: Die Applikation von ATG in führte in vivo zu einer signifikant beschleunigten mikrovaskulären Thrombusbildung sowohl arteriell als auch venös. Nach Ischämie/Reperfusion alleine lässt sich ebenfalls eine vermehrte Thrombusbildung verzeichnen. Dieser Effekt ist nach zusätzlicher ATG-Gabe noch verstärkt und kann durch einmalige PRD-Bolusapplikation antagonisiert werden.Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung belegen den positiven Effekt einer einmaligen simultanen PRD-Therapie auf die durch ATG-hervorgerufene vermehrte Thrombogenität im ischämisch geschädigten Gewebe.