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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Frühzeitige quantitative Bestimmung der initialen Transplantatfunktion nach Lebertransplantation zur Vorhersage der postoperativen Verlaufs

Meeting Abstract

  • J.F. Lock - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Berlin, Deutschland
  • E. Schwabauer - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Berlin, Deutschland
  • N. Videv - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Berlin, Deutschland
  • P. Neuhaus - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Berlin, Deutschland
  • corresponding author M. Stockmann - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11411

doi: 10.3205/09dgch596, urn:nbn:de:0183-09dgch5969

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Lock et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Einschätzung der initialen Transplantatfunktion nach Lebertransplantation (LTX) ist von großer Bedeutung um schwerwiegende Komplikationen insbesondere die primäre Nichtfunktion zu erkennen. Doch auch eine eingeschränkte Leberfunktion kann zu zahlreichen Folgekomplikationen, wie verlängerter Beatmungspflicht, Infektionen oder Nierenversagen führen, und die Prognose der Patienten verschlechtern. Bisherige Standarduntersuchungen erlauben die sichere Diagnose einer primären Nichtfunktion meist erst am dritten postoperativen Tag. Da die Funktionskapazität des Transplantats bislang nicht direkt quantitativ bestimmt werden konnte, mangelt es bis heute an einer einheitlichen Definition für die schlechte Transplantatfunktion. Dies erschwert die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Studienergebnisse.

Material und Methoden: In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 99 Patienten vor und nach LTX mit folgenden Testmethoden zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht. Zur Bestimmung der Leberfunktion kamen die gewöhnlichen Laborparameter (Aspartataminotransferase, Bilirubin, INR), der Indocyaningrün-Test und der LiMAx-Test, ein neuartiger 13C-Methacetin-Atemtest zum Einsatz. Das 13C-Methacetin wird in der Leber auf der Ebene des Zytochrom P450 1A2 zu Paracetamol und 13CO2 gespalten. Anhand der Ausscheidungskinetik des 13CO2 kann anschließend die enzymatische Leberfunktionskapazität berechnet werden. Die Leberfunktion wurde vor Operation, sechs Stunden nach Reperfusion des Transplantats, sowie an den postoperativen Tagen 1, 3, 5 und 10 in analoger Weise untersucht.

Ergebnisse: Bereits sechs Stunden nach Reperfusion ist die Vorhersage der primären Nichtfunktion mittels des LiMAx-Tests mit einer Fläche unter der Receiver Operating Characteristic (ROC)-Kurve von 0,96 möglich. Die anderen Tests zeigten in der Fläche unter der ROC-Kurve deutlich niedrigere Werte: Aspartataminotransferase (0,83), Bilirubin (0,60), INR (0,51), und Indocyaningrün-Test (0.53). Wenn die Ergebnisse der ersten postoperativen Messung mit den Resultaten am ersten postoperativen Tag kombiniert werden, kann anhand des LiMAx-Tests die primäre Nichtfunktion mit einer Sensitivität und Spezifität von 1,0 diagnostiziert werden. Zum gleichen Zeitpunkt zeigen Patienten eine signifikant reduzierte enzymatische Leberfunktionskapazität, die im weiteren Verlauf Komplikationen wie Nierenversagen (P=0,001), Transplantatversagen (P=0,006) oder schwere Hypotension (P=0,01) entwickeln. Außerdem konnte der starke Einfluss der enzymatischen Leberfunktionskapazität auf die Blutspiegel des Immunsuppressivums Tacrolimus gezeigt werden. Die mittleren Spiegel in der ersten Woche korrelieren mit dem LiMAx-Test (R=-0,54). Die Vorhersage von toxischen Blutspiegeln ist am postoperativen Tag 1 und 3 mit einer Fläche unter der ROC-Kurve von 0,7 bzw. 0,8 möglich.

Schlussfolgerung: Die Bestimmung der enzymatischen Leberfunktionskapazität mit dem LiMAx-Test erlaubt frühzeitig die exakte Vorhersage von Transplantatversagen und schwerwiegenden Komplikationen. Die enzymatische Leberfunktion erscheint darüber hinaus für eine neue Definition der schlechten Transplantatfunktion nach LTX geeignet. Weiterhin könnte anhand der enzymatischen Leberfunktion eine effektivere und nebenwirkungsarme Therapie mit Immunsuppressiva, wie Tacrolimus durchgeführt werden. Insgesamt könnte so die postoperative Therapie von Patienten nach LTX deutlich verbessert werden.