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Dysfunktion des unteren Ösophagus-Sphinkters und Dysmotilität des Ösophagus bei morbider Adipositas
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Veröffentlicht: | 23. April 2009 |
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Einleitung: Die morbide Adipositas ist häufig assoziiert mit einer gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD). Neben dem erhöhten intraabdominellen Druck ist ein weiterer Pathomechanismus der GERD eine gestörte Ösophagusmotilität und eine Dysfunktion des unteren Ösophagus-Sphinkters (UÖS). Wir bestimmten die Ösophagus-Motilität und UÖS-Funktion bei Adipositas im Vergleich zu normalgewichtigen Probanden.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 47 adipöse Patienten (19♂, 28♀) und 15 normalgewichtige Probanden (7♂, 8♀) untersucht. Als Vergleichsgruppe (Gruppe 1) dienten die 15 normalgewichtigen Probanden, Gruppe 2 enthielt 11 Patienten (BMI 35–40kg/m²), Gruppe 3 enthielt 23 Patienten (BMI 41–50kg/m²) und Gruppe 4 enthielt 13 Patienten (BMI >51kg/m²). Die Funktion des UÖS wurde mittels stationärer wasserperfundierter Manometrie gemessen, die 24h-Messung der Ösophagus-Motilität erfolgte ambulant mit einem solid-state-Manometrie-Katheter. Die Daten werden angegebenen als Median [min. – max].
Ergebnisse: Der Ruhedruck des UÖS war bei morbider Adipositas (BMI > 40kg/m²) signifikant erniedrigt im Vergleich zu den normalgewichtigen Probanden (Gruppe 1: 15,1mmHg [12,4–31,1], Gruppe 2: 11,8mmHg [7,6–24,4], Gruppe 3: 9,5mmHg [6,2–26,6]*, Gruppe 4: 11mmHg [8,3–17,7]*; *: p<0,05 vs. Gruppe 1). Ebenso waren die Kontraktionsfrequenz und die Propulsionsgeschwindigkeit des tubulären Ösophagus bei morbider Adipositas signifikant erhöht. Hingegen unterschieden sich Länge und prozentuale Relaxation des UÖS, die Kontraktionsamplitude und die Kontraktionsdauer des tubulären Ösophagus bei Adipositas nicht im Vergleich zu den normalgewichtigen Probanden.
Schlussfolgerung: Die Assoziation von morbider Adipositas und GERD beruht v.a. auf einem verminderten Ruhedruck des unteren Ösophagussphinkters bei gleichzeitig gestörter Motilität des tubulären Ösophagus. Diese Veränderungen scheinen jedoch erst ab einem BMI > 40kg/m² klinisch relevant zu werden.