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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Bedeutung der Prozeßqualität und standardisierter Abläufe bei Leberresektionen

Meeting Abstract

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  • corresponding author Y. Dittmar - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie der Universität Jena, Jena, Deutschland
  • U. Settmacher - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie der Universität Jena, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11207

doi: 10.3205/09dgch471, urn:nbn:de:0183-09dgch4711

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Dittmar et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Begrenzte ökonomische Ressourcen und ein steigender qualitativer Anspruch bei einer personell und finanziell zunehmend angespannten Situation in den Krankenhäusern begründen die Notwendigkeit, sich auch als Mediziner umfassend mit wirtschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Die Kenntnis von Kosten, das stetige Optimieren von Prozeßabläufen und das Qualitätsmanagement sind elementare Grundvoraussetzungen, um sich als Kliniker den wachsenden Anforderungen stellen zu können. Für die viszerale Chirurgie haben hepatobiliäre Eingriffe eine hohe Bedeutung. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Analyse der Kostentreiber und die Evaluierung von Einsparpotentialen aus medizinischer Sicht bei der Leberresektion, insbesondere der Hemihepatektomie rechts als Standard-Majorresektion.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden die Prozessdaten von 615 Patienten erhoben, bei denen im Zeitraum April 2004 bis Juli 2008 in unserer Klinik eine Leberresektion ausgeführt wurde. Es wurden alle kostenrelevanten Verweildauern und diagnostischen bzw. therapeutischen Maßnahmen im Hinblick auf Sinnhaftigkeit, mögliche Komplikationen, Zeitpunkte und Abfolgen erfasst und durch Chirurgen und Medizincontroller gemeinsam analysiert.

Ergebnisse: Der am häufigsten ausgeführte Standard-/Majoreingriff war die Hemihepatektomie rechts mit 268 Fällen. Die perioperative Morbidität und Mortalität betrugen 24% und 2,5%. Die mittlere Verweildauer betrug 14,6 Tage, davon zwei Tage Intensivtherapie. Die mittlere Schnitt-Naht-Zeit betrug 184 Minuten und die mittlere perioperative Anästhesiedauer 274 Minuten. Hieraus ergaben sich mittlere Fallkosten von insgesamt 7.415 €. Die stationären Kosten und die Operationskosten betrugen 4.396€ und 2.858€ (zusammen 7.254€). Erhöhte Kosten entstanden vor allem als Folge von chirurgischen Komplikationen in Form einer verlängerten Aufenthaltsdauer sowie im Operationstrakt durch eine verlängerte perioperative Anästhesiedauer. Für einen idealen modellhaften Ablauf sehen wir eine gesamtstationäre Aufenthaltsdauer von elf Tagen (ein Tag präoperativ, zehn Tage postoperativ) und eine Operationszeit von 240 Minuten (180 Minuten Schnitt-Naht-Zeit bei 240 Minuten perioperativer Anästhesie) als realistisch an. Hierfür errechneten sich Kosten von 5.050€.

Schlussfolgerung: Die Akzeptanz der ökonomischen Rahmenbedingungen im klinischen Alltag ist unvermeidbar und muß im Denken des Klinikers fest verankert sein. Für deren optimale Umsetzung sind detaillierte Kenntnisse über das Entstehen und die Zusammensetzung entstehender Kosten essentiell. Die Einnahmen auf der einen Seite und die zum Teil fixierte Fallzahl machen die Kosten auf der anderen Seite zur einzigen Stellschraube. Unsere Daten zeigen, dass sich Kosten vor allem durch Operations- und Stationskosten definieren, alle anderen Teilkosten lagen unter 3%. Es besteht allerdings bei optimaler Gestaltung der Prozessabläufe ein beachtliches Einsparpotential von 25%. Vor allem die Vorgänge im Operationstrakt und die postoperative stationäre Verweildauer bilden Ansatzpunkte, um Kosten einzusparen. Umsetzbar ist eine Senkung der Kosten im Detail durch eine Straffung der Abläufe im Operationssaal (insbesondere eine Verkürzung der perioperativen Anästhesiedauer). Ein standardisiertes Komplikationsmanagement in der postoperativen Phase setzt eine hohe fachliche Qualifikation und Motivation aller Mitarbeiter und ein permanentes Controlling der Abläufe voraus.