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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Erythropoietin reduziert den Ischämie-Repefusionsschaden und verbessert das Überleben nach Fettleber-Transplantation im Rattenmodell

Meeting Abstract

  • corresponding author M. Schmeding - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin
  • S. Rademacher - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin
  • G. Hunpld - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin
  • S. Boas-Knoop - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin
  • S. Lippert - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin
  • P. Neuhaus - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin
  • U. Neumann - Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10954

doi: 10.3205/09dgch340, urn:nbn:de:0183-09dgch3408

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Schmeding et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Lebertransplantation (LTX) stellt aktuell die einzige kausal-therapeutische Option in der Behandlung der Leberzirrhose dar. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit geeigneter Organe liegt die Sterblichkeit der Patienten auf der Warteliste zur LTX bei bis zu 40%. Eine Erweiterung des sogenannten „Spender-Pools“ um derzeit als „marginal“ bewertete und somit häufig abgelehnte Organe würde zur Schließung dieser Lücke beitragen können. Zahlreiche Substanzen sind hinsichtlich ihres Potenzials zur Reduzierung des Ischämie-Reperfusionsschadens untersucht worden, die klinische Applikation derselben ist jedoch extrem limitiert. Erythropoietin (Epo) ist ein in der klinischen Anwendung etabliertes endogenes Hormon, das seine Wirksamkeit und Verträglichkeit vor allem in der Therapie der Tumor- oder Dialyse-bedingten Anämie bewiesen hat. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass Epo den Ischämie-Reperfusionsschaden in verschiedenen Organsystemen minimiert und die Gewebsregeneration verbessert. Wir untersuchten daher die Effekte der Epo-Präkonditionierung und -Behandlung fettiger Lebern, i.e. marginaler Organe, auf die Organfunktion und das Patientenüberleben nach Transplantation dieser Lebern im Rattenmodell.

Material und Methoden: Bei 60 Wistar Ratten wurde mittels einer Spezialdiät eine mindestens 50%-ige Fettleber induziert. Nach Entnahme dieser Organe, Perfusion mit UW und 6-stündiger kalter Ischämie wurden diese Organe einem Empfängertier orthotop transplantiert. Hierbei wurden 2 Studiengruppen gebildet: 30 Tiere erhielten eine mit 1.000 IU Epo pro kg Körpergewicht vorbehandelte Leber (intraportalvenöse Injektion 30 min. vor Entnahme) sowie eine erneute Gabe von 1.000 IU pro kg KG zur Reperfusion. Weitere 30 Ratten erhielten Kochsalz-Injektionen identischen Volumens zu diesen Zeitpunkten (Kontrollgruppe).2; 4,5; 24; 48 Stunden und 7 Tage nach Transplantation wurden die Organfunktion und die Gewebsschädigung mittels Bestimmung der Enzyme AST, ALT, LDH, GLDH sowie der (immun-) histologischen Analyse von Apoptose und Nekrose (H/E, PAS, TUNEL, Hypoxyprobe) evaluiert. Zusätzlich erfolgte die PCR-basierte Bestimmung der Interleukin-1ß und Interleukin-6 Expression sowie die Kaplan-Meier Überlebensanalyse.

Ergebnisse: Im Gegensatz zu Ergebnissen aus der Transplantation nicht-fettiger Lebern konnten wir zwischen Epo-behandelten und unbehandelten Tieren keine signifikanten Unterschiede in der Leberenzym-Ausschüttung nach LTX detektieren. Es zeigte sich allerdings eine drastische Reduktion der Apoptose- und Nekrose-Rate in der Epo-Gruppe, insbesondere in den ersten 24 Stunden nach Reperfusion. Die Hypoxyprobe-Analyse stellte hier eine deutlich geringere Anzahl hypoxischer Zellen dar. Das 7-Tages Überleben der Epo-behandelten Tiere zeigte sich ebenfalls signifikant verbessert.

Schlussfolgerung: Erythropoietin verbessert die postoperative Funktion fettiger Lebern nach Transplantation und verbessert somit das Patienten-Überleben im Rattenmodell. Dieser Effekt wird durch eine Verminderung des Ischämie-Reperfusionsschadens und Reduktion der Apoptose- und Nekroserate im Spenderorgan erreicht. Bereits in anderen Organsysthemen konnte diese zytoprotektive Eigenschaft von Epo aufgezeigt werden. Weitere Untersuchungen müssen klären, ob es mittels Epo-Präkonditionierung des Spenderorganes und Behandlung des Empfängers gelingen kann, den potentiellen „Organspender-Pool“ um Organe zu erweitern, die bis dato häufig als „marginal“ abgelehnt werden.