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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Quantifizierung des Kühleffektes intrahepatischer Gefäße ex-vivo auf das Destruktionsvolumen bei der Radiofrequenzablation

Meeting Abstract

  • corresponding author K.S. Lehmann - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • B.B. Frericks - Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • S. Valdeig - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • P. Hoffmann - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • A. Schenk - MeVis Research GmbH, Bremen, Deutschland
  • C. Holmer - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • U. Zurbuchen - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • H.J. Buhr - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • J.P. Ritz - Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11275

doi: 10.3205/09dgch263, urn:nbn:de:0183-09dgch2636

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Lehmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Radiofrequenzablation (RFA) von Lebermetastasen birgt das Risiko lokaler Rezidive aufgrund einer unzureichenden thermischen Destruktion des Tumorgewebes. Als wesentlicher Einflussfaktor in der perkutanen Anwendung der RFA wird der Kühleffekt durch benachbarte Lebergefäße angenommen. Als Alternative zur perkutanen Anwendung bietet sich die offen-chirurgische RFA mit Unterbrechung des hepatischen Blutflusses durch ein Pringle-Manöver an. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Kühleffekt der Leberperfusion ex-vivo zu quantifizieren, um den möglichen Indikationsbereich für die offen-chirurgische RFA einzugrenzen.

Material und Methoden: In frische Schweinelebern wurden ex-vivo über eine Zielvorrichtung eine Glasröhre und parallel hierzu in definiertem Abstand ein bipolarar RFA-Applikator (DM 1,8 mm; Elektrodenlänge 30 mm, intern gekühlt) eingebracht. Die Glasröhre wurde mit NaCl mit einem definierten Fluß perfundiert und simulierte so ein kühlendes Lebergefäß. Alle Versuche fanden bei Raumtemperatur statt. Es wurden 6 Gruppen aus folgenden Applikationsparametern gebildet: Außendurchmesser (DM) der Glasröhre [Fluß ml/min]: 5 mm [1040 ml/min], 8 mm [1470 ml/min], 10 mm [1875 ml/min]; Abstand Glasröhre zu Applikator (außen zu innen, AG-Abstand): 5 mm, 10 mm. Die RFA wurde mit 30 W und einem Energieeintrag von 15 kJ durchgeführt. In jeder Gruppe erfolgten n=10 Messungen. Nach RFA wurde die Leber im Mittelpunkt des Applikators senkrecht zur Achse zerteilt und die Thermoläsion digital vermessen. Zur Analyse des Kühleffektes wurden der maximale und minimale Läsionsradius (Rmin, Rmax) vermessen, sowie der prozentuale Anteil der Radiusverkleinerung (Rdiff) errechnet (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Ergebnisse: Leerversuche in o.g. Anordnung, jedoch ohne Perfusion der Glasröhre zeigten keinen Einfluß auf die Läsionsgröße. Rmax als Maß für die weiteste radiale Ausdehnung ohne Kühleffekt unterschied sich bei 5 und 10 mm AG-Abstand nicht (11,2 ± 1,4 mm vs. 11,2 ± 1,2 mm, p=0,918). Als Ausdruck des Kühleffektes zeigte Rmin bei 5mm AG-Abstand eine Verkürzung auf 4,3 ± 0,6 mm (p ≤ 0,001; 61,4% Rdiff), bei 10 mm AG-Abstand auf 8,4 ± 1,3 (p ≤ 0,001; 24,0% Rdiff). Die Läsionen waren dabei mit flächigen Kühleffekten deutlich azyklisch geformt (Abbildung 1 [Abb. 1]). Unterschiedliche Flußraten führten nicht zu signifikanten Differenzen bei Rmin. Die Daten der einzelnden Messreihen sind in der Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt.

Schlussfolgerung: 1.) Der Kühleffekt durch simulierte Lebergefäße führte zu azyklisch geformten RFA-Thermoläsionen und zu einer deutlichen Abnahme des Läsionsradius um bis zu 61%. 2.) In der klinischen Situation ist bei nahe dem Applikator gelegenen Lebergefäßen ein Kühleffekt anzunehmen und damit die Möglichkeit einer unvollständigen Thermoablation gegeben. 3.) Die offen-chirurgische RFA kann Kühleffekte durch eine temporäre Gefäßunterbrechung sicher vermeiden und muss deshalb bei Gefäßnähe in Betracht gezogen werden. 4.) Die Ausdehnung des Kühleffektes und der Einfluss der Applikationsparameter wird in weiteren Arbeiten ex-vivo und in-vivo untersucht (gefördert durch die DFG, Ref.# RI 1131/3-2).