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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Untersuchung von 118 Femurkomponenten frühversagender Kappenendoprothesen

Meeting Abstract

  • corresponding author M. Krause - Zentrum für Biomechanik und Skelettbiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • S. Breer - Zentrum für Biomechanik und Skelettbiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • J. Zustin - Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • M. Hahn - Zentrum für Biomechanik und Skelettbiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • G. Sauter - Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • W. Rüther - Klinik für Orthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • M.M. Morlock - Institut für Biomechnik, Technische Universität Hamburg-Harburg
  • M. Amling - Zentrum für Biomechanik und Skelettbiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11399

doi: 10.3205/09dgch214, urn:nbn:de:0183-09dgch2144

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Krause et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der künstliche Oberflächengelenksersatz gilt zurzeit als viel versprechende Option zur Therapie degenerativer Hüftgelenkserkrankungen bei jungen, mobilen Patienten. In England wurden 2006 mehr als 43% aller unter 55-jährigen mit einem Oberflächenersatz versorgt. Aktuell belaufen sich die Revisionsraten der Kappenendoprothesen innerhalb der ersten Jahre bei bis zu 3%. Die Quote der Frühversager dieser Prothesenform ist damit größer als bei konventionellen Hüft-TEP’s, was die Dringlichkeit der Untersuchung der Versagensmechanismen verdeutlicht. Mögliche Ausfallursachen wie Abrieb, Operationstechnik und Patientenauswahl wurden bereits erforscht. Allerdings gibt es nur sehr wenige Daten zu direkten Veränderungen der Knochenstruktur in Folge der Implantation oder über die Zementierungsqualität unter der Kappe. Deshalb war das Ziel dieser Studie Aussagen über histologische Phänomene in Verbindung mit der Zementierung quantitativ zu erfassen.

Material und Methoden: Im Rahmen einer internationalen Studie wurden 118 Fälle versagter Kappenendoprothesen, die bei Revisionsoperationen entnommen wurden, untersucht. Das Durchschnittsalter der analysierten Patientengruppe lag bei 55,8 Jahren; die mittlere Verweildauer in situ bei 278 Tagen. Die Indikation zur Revision war in 81,7% aller analysierten Fälle eine Schenkelhalsfraktur. In 18,3% versagte das Implantat auf Grund von Lockerung, Schmerz oder Luxation. Mit Hilfe einer diamantbeschichteten Bandsäge wurden die Präparate aufgearbeitet. Die Knochen-Implantatgrenze sowie der Knochen-Zement Übergang blieben intakt. Im Folgenden wurden die Präparate fotografiert, kontaktradiografiert und zu 300 µm dicken Schliffen weiter verarbeitet. Zusätzlich wurden 5 µm dicke histologische Schnitte angefertigt, um histomorphometrische Daten entsprechend ASBMR Standard zu erheben. Durch die unentkalkte Präparationstechnik war es möglich, neben der Messung verschiedener Zementparameter (Zementmantel und –penetration) auch die Mineralisation des Knochengewebes zu beurteilen. Die Zementdaten wurden entsprechend den Herstellervorgaben, wonach die optimale Zementdicke (Mantel plus Penetration) 1-5 mm betragen soll, geprüft und bewertet.

Ergebnisse: Bereits makroskopisch zeigten sich gravierende Unterschiede in der Zementierung. Das Spektrum reichte vom fast kompletten Fehlen des Zements bis hin zu Zementmantelstärken von mehr als 2 cm. Dies bestätigte sich durch große Standardabweichungen bei der mikroskopischen Auswertung von Zementmantel und Zementpenetration an den Schliffpräparaten. Im Gegensatz zu den empfohlenen Zementierungsvorgaben zeigten sich in 93% der untersuchten Prothesen Abweichungen in mindestens einer der gemessenen Regionen. Lediglich 7% der Fälle erfüllten die empfohlenen Kriterien. In den histologischen Schnitten zeigten sich zusätzlich fokale Nekrosen und Knochenresorptionen sowie Mineralisationsstörungen.

Schlussfolgerung: Diese Studie offenbarte, dass bei 93% der untersuchten ausgefallenen Implantate keine optimale Zementierung realisiert wurde. Dies könnte ebenso wie die beobachteten histologischen Veränderungen zum möglichen Frühversagen der Kappenendoprothese beitragen.