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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Multimedia messaging service (MMS) für das postoperative Lappenmonitoring – einen neue telemedizinsche Applikation in der rekonstruktiven Mikrochirurgie nach Unfallverletzungen

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Knobloch - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • K.H. Busch - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • M. Meyer-Marcotty - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • P.M. Vogt - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11079

doi: 10.3205/09dgch178, urn:nbn:de:0183-09dgch1787

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Knobloch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Zeit ist eine wesentliche Komponente nicht nur in der rekonstruktiven Mikrochirurgie beispielsweise nach schweren Extremitätenverletzungen. Bei Revisionsoperationen nach Lappentransferoperationen zur Defektdeckung nach Unfallverletzungen werden die besten klinischen Ergebnisse erzielt, je früher die operative Revision bei arteriellen bzw. venösen Gefässproblemen durchgeführt wird. Da die Indikationsstellung zur Revisionsoperation klinisch am Krankenbett in Abhängigkeit der Rekapillarisierungszeit sowie der venösen Stase eines Lappens im Wesentlichen also visuell erfolgt, ist die rasche Informationsübermittlung entscheidend. Da häufig jedoch nicht der Operateur 24h an jedem Wochentag am Krankenbett verfügbar ist wäre daher die rasche visuelle Bildübertragung des klinischen Befunds beim Lappenmonitoring wichtig. Hypothese: Der Handy-basierte Multimedia Messaging Service (MMS) kann zur Bildübertragung des klinischen Lappenmonitorings eingesetzt werden.

Material und Methoden: Bei 15 konsekutiven freien Lappentransferoperationen zur Defektdeckung an den Extremitäten (10 M. latissimus dorsi Lappen, 2 Paraskapularlappen und 3 anterior lateral thigh ALT Lappen) erfolgte die postoperative Lappenkontrolle in Ergänzung durch die digitale Fotographie mit einer Handy-basierten 5 Megapixel-Kamera in einem handelsüblichen Nokia N95 Handy. In klinisch nicht eindeutigen Einzelfällen erfolgte auch die Videoaufnahme von 10s Sequenzen der Rekapillarisierung. Die Bildübertragung erfolgte MMS-basiert über das übliche Handynetz auf das Handy des Operateurs zu jeder Tag und Nachtzeit. Die Bild-/Videoqualität, die zeitnahe Übertragung und die praktisch-klinischen Konsequenzen für das Handeln wurden erfasst.

Ergebnisse: Alle Fotos der 15 freien Lappentransferoperationen beim postoperativen Lappenmonitoring konnten problemlos als MMS übertragen werden. Gleiches gilt für die 10s-Videosequenzen. Die Bildqualität wurde mit 8 von 10 möglichen Punkten bewertet. Die MMS des Lappenmonitorings gab substantielle Zusatzinformationen für die nicht am Krankenbett stehenden Operateure. Die sofortige Revisionsoperation wurde in drei von 15 Fällen aufgrund von vaskulären Problemen empfohlen. In drei weiteren Fällen erfolgte nach Bild- bzw. Videoübertragung die Empfehlung zur Anwendung von medizinischen Blutegeln bei venöser Kongestion des Lappens.

Schlussfolgerung: Die Handy-basierte MMS-Übertragung von digitalen Fotos und Videosequenzen ist im Klinikalltag mit den derzeit im Handel verfügbaren Handys problemlos möglich, so dass der Operateur nach Lappentransferoperationen jederzeit auch außerhalb der Klinik in Ergänzung zur akustischen Beschreibung des Befunds einen unmittelbaren visuellen Eindruck erhält. Durch die zusätzliche Videoübertragung ist auch die dynamische Rekapillarisierungszeit für den Operateur erkennbar. Schliesslich bietet die digitale Bilddokumentation im Handy die Speicherungsmöglichkeit der Bilddaten nach Import in eine Bildbibliothek, die anhand von Uhrzeit und Datum auch den klinischen Befund dokumentieren hilft. Die handy-basierte Bildübertragung ist dabei noch unmittelbarer und breiter verfügbar als die Internet-basierte Bildübertragung, die ein Einlesen des Daten in den PC mit Internet-basierter Bildübertragung und ein Herunterladen der Bilder aus dem Internet beim Operateur erfordert. Insofern erscheint die Bild- und Videosequenzübertragung über MMS als eine telemedizinische Möglichkeit, Distanzen zu verringern und Expertise durch den Operateur nachhaltig zu erhöhen.

Abbildung 1 [Abb. 1]