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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Macrophage Migration Inhibitory Factor (MIF) – ein neuer Biomarker bei Schwerbrandverletzten

Meeting Abstract

  • corresponding author G. Grieb - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH, Aachen, Deutschland
  • D. Simons - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH, Aachen, Deutschland
  • A. Piatkowski - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH, Aachen, Deutschland
  • J. Bernhagen - Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie, Universitätsklinikum der RWTH, Aachen, Deutschland
  • G. Steffens - Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie, Universitätsklinikum der RWTH, Aachen, Deutschland
  • N. Pallua - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH, Aachen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10936

doi: 10.3205/09dgch135, urn:nbn:de:0183-09dgch1357

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Grieb et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Macrophage migration inhibitory factor (MIF) ist ein strukturell einzigartiges Protein und wurde bereits vor 40 Jahren als eines der ersten Zytokine entdeckt. Es wird sowohl von Zellen des Blutsystems, von Endothel- und Epithelzellen als auch von verschiedenen Parenchymzellen gebildet. Die Ausschüttung von MIF wird über diverse infektiöse, traumatische und inflammatorische Prozesse getriggert und spielt eine wichtige Mediatorrolle bei der Pathogenese von akuten und chronischen Entzündungen. Gerade bei septischen Krankheitsbildern ist die Funktion von MIF schon explizit untersucht worden und MIF hat sich als wichtiger Biomarker bewiesen. Eine erfolgreiche Therapie einer septischen Konstellation mit neutralisierenden MIF-Antikörpern hat im Mausmodell den Aspekt eines therapeutischen Einsatzes von MIF bzw. MIF-Ak erstmalig aufgezeigt. In dieser Studie wurde erstmalig MIF bei Schwerbrandverletzten ermittelt und evaluiert, ob es eine potentielle Rolle als prognostischer Biomarker bei diesen Patienten spielt.

Material und Methoden: In dieser retrospektiven Studie wurde bei 18 in unserer Klinik behandelten Verbrennungsopfern MIF und PCT (Procalcitonin) im Serum, sowie die Blutleukozytenzahl, die von der Verbrennung betroffene Körperoberfläche (KOF) und der SOFA-Score (Sepsis-related Organ Failure Assessment) über einen Zeitraum von fünf Tagen nach Aufnahme ermittelt und auf signifikante Korrelationen untersucht.

Ergebnisse: MIF, PCT und die Blutleukozytenzahl waren bei allen Schwerbrandverletzten massiv erhöht. Bei Aufnahme auf die Intensivstation konnten keine signifikanten Unterschiede bei MIF und PCT zwischen den Patienten mit einer KOF < 60% (Gruppe 1) und den Patienten mit einer KOF > 60% (Gruppe 2) festgestellt werden. Nach 48 Stunden zeigten die Patienten der Gruppe 2 extrem hohe Werte, wohingegen sich die Werte der Gruppe 1 normalisierten. Eine weitere Unterteilung der Gruppe 2 in die Subgruppen 2a-c nach den klinischen Verläufen zeigte signifikant erhöhte MIF-Werte für Patienten die innerhalb von fünf Tagen nach Aufnahme verstarben (Subgruppe 2a) und prämortem stets eine gleichzeitige Erhöhung von MIF und PCT aufwiesen.

Schlussfolgerung: Trotz des retrospektiven Charakters der Studie und der geringen der Patientenzahl kommen wir zu der Erkenntnis, daß die kombinierte Bestimmung von MIF- und PCT-Serumkonzentration die Möglichkeit bietet, zwischen einer komplikationsfreien postraumatischen Entzündungsreaktion und einer letalen SIRS oder Sepsis zu unterscheiden. Somit hat MIF für den klinischen Verlauf und für das Endergebnis bei Schwerverbrannten einen hohen Aussagewert. Zudem ist von einem hohem therapeutischen Potential bei einer Therapie mit MIF-Ak bei Schwerbrandverletzten auszugehen, was in weiteren Studien untersucht werden soll.