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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Therapeutische Effektivität eines neuen monoklonalen Antikörpers (MAB-ISAA29) gegen Staphylococcus aureus in einem Sepsis- und Abszess-Mausmodell

Meeting Abstract

  • corresponding author U. Lorenz - Zentrum für Operative Medizin, Chirurgie I, Universität Würzburg
  • K. Ohlsen - Institut für Molekulare Infektionsbiologie, Universität Würzburg
  • Ch. Erck - Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig
  • J. Wehland - Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig
  • B. Lorenz - Institut für Molekulare Infektionsbiologie, Universität Würzburg
  • J. Hacker - Institut für Molekulare Infektionsbiologie, Universität Würzburg
  • A. Thiede - Zentrum für Operative Medizin, Chirurgie I, Universität Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9781

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2008/08dgch674.shtml

Veröffentlicht: 16. April 2008

© 2008 Lorenz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Staphylococcus aureus ist der häufigste Verursacher chirurgischer Infektionen und septischer Krankheitsbilder. Die initiale Immunantwort mit Aktivierung von neutrophilen Granulozyten und die Bildung spezifischer Antikörper spielt eine entscheidende Rolle in der Infektabwehr von S aureus. Intensivmedizinische und operierte Patienten entwickeln jedoch sehr häufig eine temporäre Immundepression mit einer insuffizienten Immunantwort, deren Persistenz mit einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung infektiöser Komplikationen verbunden ist. Eine neue Möglichkeit neben der chemotherapeutischen Behandlung von S aureus wäre die Entwicklung von immuntherapeutischen Ansätzen. Durch die Gabe eines neuen monoklonalen Antikörpers mAb (MAB-ISAA29) gegen eine putative lytische Transglycosylase von S aureus konnte in 2 Maus-Infektionsmodellen ein erfolgreicher Immunschutz gegen S aureus erzielt werden.

Material und Methoden: Seren von Patienten mit einer Sepsis durch S aureus wurden hinsichtlich ihrer S aureus-spezifischen Reaktivität untersucht, um wichtigste in vivo exprimierte und immunogen wirkende Faktoren zu identifizieren. Bei allen Patienten wurde eine dominante, humorale Immunantwort gegen ein 29 kDa großes, immunodominantes Protein (IsaA) von S aureus nachgewiesen. Gegen diese antigene Zielstruktur von S aureus, einer putativen lytischen Transglycosylase, wurde ein monoklonaler Antikörper der Subklasse IgG1 generiert und dessen Effektivität in 2 tierexperimentellen Ansätzen untersucht. Im Abszess-Modell wurden 1x106 CFU („colony forming units“) biolumineszierender S aureus (Isolat Xen29) in die Rückenmuskulatur von NMRI Mäusen appliziert. Die Behandlungsgruppe (N = 10) erhielt 12h vor Bakteriengabe 15mg/kg i.v. vom mAb MAB-ISAA29 und die Kontrollgruppe (N = 10) einen identischen Isotyp-Kontrollantikörper. Der Verlauf der Abszess-Bakterienlast wurde mit Hilfe des korrelierenden Biolumineszenzsignals für 5 Tage nach der Infektion konsekutiv aufgezeichnet. Im Katheter-Sepsis-Modell wurden NMRI-Mäusen 1x107 CFU S aureus über einen transjugulären, zentralvenösen Katheter appliziert. Die Behandlungsgruppe (N = 10) erhielt 12h vor Bakteriengabe 15mg/kg i.v. vom mAb MAB-ISAA29 und die Kontrollgruppe (N = 10) einen identischen Isotyp-Kontrollantikörper. Die Bakterienlast in den Organen Milz, Leber, Lunge, Herz, Nieren wurde 5 Tage nach der Infektion bestimmt.

Ergebnisse: Im Abszess-Modell zeigte sich am Tag 1 bis 3 nach Beginn der Infektion ein signifikant vermindertes Biolumineszenzsignal („photons per second“) der Behandlungs- vs. Kontrollgruppe. Die Biolumineszensintensität, die direkt mit der Bakterienlast korreliert, ist für ein representatives Experiment in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt. Im Katheter-Sepsis Modell, die Differenz in der Gesamtbakterienlast (Median ± SD CFU) pro Tier zwischen der Kontroll- vs. Behandlungsgruppe mit 4.41x107 ± 7.99x107 and 1.60x104 ± 3.05x104, respektive ist statistisch signifikant (P = 0.0047, Mann-Whitney-U Test).

Schlussfolgerung: Wie die tierexperimentellen Daten belegen, ist der mAb MAB-ISAA29 wirksam in der Reduktion der Bakterienlast in verschiedenen Organ- und Gewebesystemen. Weitere experimentelle Daten zeigten, dass mit dem mAb MAB-ISAA29 besetzte S aureus effektiver phagozytiert werden. Die ermutigenden Ergebnisse rechtfertigen klinische Studien in der Zukunft.