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Die Computer-navigierte Rekonstruktion der vorderen Säule bei der thorakolumbalen Wirbelkörperfraktur – sinnvolle therapeutische Erweiterung oder Spielerei?
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Bei der Rekonstruktion der vorderen Säule im Rahmen thorakolumbaler Wirbelkörperfrakturen sind die Disk- und Korporektomie technisch anspruchsvolle und hinsichtlich der erzielten Präzision ausschlaggebende Operationsschritte. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es daher, die Möglichkeit der Computer-navigierten Unterstützung dieser Schritte zu überprüfen sowie Präzision und gegebenenfalls Vor- und Nachteile des Verfahrens zu analysieren.
Material und Methoden: Patienten mit Frakturen der thorakalen Wirbelsäule bzw. des thorakolumbalen Übergangs, die eine ventrale Rekonstruktion im Sinne der Disk-/Korporektomie mit anschließender Cage-Interposition erforderlich machten, wurden eingeschlossen. Alle Eingriffe wurden thorakoskopisch assistiert durchgeführt. Bei der Versuchsgruppe erfolgten die technischen Schritte der Disk- und Korporektomie jeweils Computer-navigiert (VectorVision, Brainlab), bei der Kontrollgruppe ohne diese Hilfsmaßnahme.Die OP-Dauer wurden bestimmt. Zur Erfassung der Verfahrenspräzision wurden im p.op. Röntgen und CT die Abweichung des Cages von der zentralen Position sowie die Cage-Parallelität zu Grund- und Deckplatte gemessen.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 16 Patienten in die navigierte Versuchsgruppe (VG) und 10 Patienten in die nicht-navigierte Kontrollgruppe (KG) eingeschlossen werden. Die Frakturhöhe verteilte sich in VG von Th10 bis L1 und in KG von Th9 bis L1. Die OP-Zeit war in der KG signifikant kürzer: KG 2,4 h ± 2,8 gegenüber VG 4,4 h ± 4,5 (p<0,0005). Demgegenüber ließ sich in der Präzision der Cage-Positionierung sowohl für die Zentrierung des Cage als auch für dessen Grund-/Deckplattenparallelität kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen finden. Allerdings kam es im p.op. Verlauf in der KG in 2/6 Fällen zu einer Sinterung eines jeweils bisegmental eingebrachten Cage durch die Grundplatte des angrenzenden Wirbelkörpers, während dieses Phänomen in der VG nur in 1/7 Fällen zu verzeichnen war. Dieser Unterschied ist jedoch statistisch nicht signifikant.
Schlussfolgerung: Die Computer-navigierte Unterstützung der Disk- und Korporektomie im Rahmen der ventralen Rekonstruktion thorakolumbaler Wirbelfrakturen ist technisch möglich, geht jedoch mit einer signifikanten Verlängerung von OP-Zeit einher. Ein Unterschied in der Präzision der p.op. Cage-Position konnte nicht gefunden werden. Möglicherweise ist jedoch die Diskektomie durch Verwendung der Computer-Navigation mit verbesserter Schonung der angrenzenden intakten Endplatte möglich, da ein Trend zu weniger p.op. Cage-Sinterungen in dieser Gruppe erkennbar war.