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Praktische Weiterbildung von Chirurgen außerhalb des OP-Saals – Bedeutung und Nutzen eines standardisierten viszeralchirurgischen Operationskurses für die Vermittlung chirurgischer Techniken in der Langzeitbeobachtung
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Praktische Nahtkurse für Chirurgen sollen neben den chirurgischen Grundprinzipien, konventionelle und laparoskopische Techniken am Gastrointestinaltrakt sowie spezielle Fähigkeiten zur Herstellung gastrointestinaler Anastomosen und Rekonstruktionsverfahren vermitteln. Dabei werden für die Teilnehmer kurzfristige Verbesserungen und Lernerfolge erzielt. Unklar bleibt bislang, inwieweit sich im Langzeitverlauf nach solch einem Kurs noch Veränderungen oder Verbesserungen der chirurgischen Technik zeigen, welche die Nachhaltigkeit einer solchen Kursesfür die praktische Weiterbildung von Chirurgen belegen.
Material und Methoden: In die Studie aufgenommen wurden alle Teilnehmer eines einwöchigen visceralchirurgischen Operationskurses von 1998-2005. Während der Kurse wurden gleich bleibende konventionelle (4 Tage) und laparoskopische (3 Tage) Übungen an Darmpräparaten unter direkter Anleitung eines Tutors durchgeführt. Alle Kursteilnehmer erhielten frühestens 18 Monate (18-102) nach Kursabschluß einen standardisierten Fragebogen Anhand dieses Bogens wurde die Weiterbildungssituation, Karriereentwicklung, der Lernerfolg und die Umsetzung des Erlernten in der eigenen Klinik erfragt.
Ergebnisse: Insgesamt konnten von 204 der 432 ehemaligen Kursteilnehmern Fragebogen ausgewertet werden. Zum Zeitpunkt des Kurses waren die Teilnehmer (w=37%; m=63%) im Median 38 Jahre alt (Range 29-63 Jahre) und im 6. Weiterbildungsjahr. Fach- bzw. Oberarztstatus hatten 56 (28%) bzw. 23 (11%) Teilnehmer. Der Einfluß des Kurses auf eine Änderung/Verbesserung der Nahttechnik und der Handhabung der Instrumente wurde von den Befragten in 86% (176/204) bzw. 77% (156/204) als positiv bewertet. Ein Großteil der Teilnehmer (141/156) gaben an, die Änderungen beim Umgang mit den Instrumenten beibehalten zu haben. Gründe für die Ablehnung neuer Techniken waren in nur 13% bei den Teilnehmern selbst zu finden, in 43% konnten die Vorgesetzten nicht überzeugt werden. Der Stellenwert des Kurses für die chirurgische Weiterbildung wurde rückblickend von 77% der Befragten (157/204) als hoch eingeschätzt, was insbesondere an der verbesserten Schnitt-Naht-Zeit (27%) und einem selbsbewußteren Auftreten (42%) ausgemacht wurde. 49% bzw. 31% der Teilnehmer trauten sich nach dem Kurs zu, selbstständig eine einfache (Dünndarmanastomose) bzw. schwierige Anastomose (u.a. Choledochjejunostomie, Descenddorectostomie) zu nähen. 194/204 der Befragten (97%) sehen externe OP-Kurse als festen Bestandteil der chirurgischen Weiterbildung (zu jedem Zeitpunkt der WB (30%) und im 3. WBJ (28%).
Schlussfolgerung: Standardisierte Operationskurse haben auch in der Langzeitbeobachtung für die Vermittlung chirurgischer Techniken einen hohen Stellenwert in der Weiter- und Fortbildung von Chirurgen. Neben der nachhaltigen Vermittlung neuer Techniken liegt die Bedeutung solcher Kurse im Training von Fähigkeiten, die im chirurgischen Alltag aus verschiedenen Gründen zunehmend zu kurz kommen und der daraus resultierenden Steigerung des operativen Selbstbewusstseins.