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Risikofaktoren für postoperative Komplikationen nach Pankreaskopfresektion: Eine Multivarianzanalyse von 591 Operationen
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Obwohl die perioperative Mortalität bei Pankreaskopfresektionen (PKR) in vielen Zentren klar unter 5% gesenkt werden konnte, sind chirurgische oder allgemeine Komplikationen weiterhin häufig und beeinflussen den postoperativen Verlauf und damit auch die ökonomische Situation wesentlich. Ziel vorliegender Analyse war die Darstellung der perioperativen Morbidität und die Ermittlung von unabhängigen Risikofaktoren für verschiedene Komplikationsarten bei fast 600 konsekutiven Patienten nach PKR.
Material und Methoden: Von 1994 bis 7/2007 erfolgten durch ein chirurgisches Team (4 verantwortliche Operateure) 591 konsekutive PKR (37% Frauen, med. Alter 58 Jahre), wobei die ersten 317 OPs in Klinik I und (nach Wechsel des Teams 9/2001) die weiteren 274 PKR in Klinik II durchgeführt wurden. Die Dokumentation der perioperativen Verläufe erfolgte bis 2001 partiell- und ab 2002 komplett-prospektiv. Abdominelle Zieldrainagen wurden immer eingesetzt, eine Octreotidprophylaxe nur bis 2002. OP-Indikationen waren ein Malignom (52%), eine chronische Pankreatitis (43%) oder andere (5%). Als PKR erfolgten: Klassische Whipple-OP 14%, pyloruserhaltende PKR 66%, duodenumerhaltende PKR (DEPKR) 18% sowie totale Pankreatektomie in 2%. 40% der Patienten hatten präoperativ eine endoskopische Gallengangsprothese (PBD) erhalten. Nach univariaten Einzelanalysen von 16 potentiellen Risikofaktoren wurden Multivarianzanalysen mittels der binär-logistischen Regression durchgeführt.
Ergebnisse: Die Komplikationsraten nach den 591 PKR waren: 49% Komplikationen überhaupt (alle), 33% chirurgische Komplikationen und 17% infektiöse Komplikationen (Abdomen+Wunde). Die Mortalität betrug 2,4%. Multivariat signifikante Risikofaktoren (M-RF) für Komplikationen (alle) waren die OP-Art (PD mehr Komplikationen als DEPKR), eine OP-Dauer > 7 Std., das Fehlen einer PBD, erweiterte Resektionen (Nachbarorgane), eine OP in Klinik II sowie ein präoperativ erhöhtes Kreatinin (10% d. Patienten). M-RF für chirurgische Komplikationen waren das Fehlen einer PBD, ein BMI > 25, OP in Klinik II sowie ein erhöhtes Kreatinin. M-RF für infektiöse Komplikationen waren erneut die OP-Art, das Fehlen einer PBD, ein BMI > 25, die OP in Klinik II sowie ein erhöhtes Kreatinin. Andere Laborwerte wie Bilirubin, Eiweiss/Albumin und Hämoglobin zeigten keine Korrelation zu Komplikationen.Die Mortalität sank von 2,8% in Klinik I auf 1,8% in Klinik II. Einziger Risikofaktor für das perioperative Versterben war ein Diabetes mellitus (p<0,05), obwohl ein solcher keinen Einfluss auf die einzelnen Komplikationsarten zeigte.
Schlussfolgerung: Auch nach Zunahme der Operationserfahrung in einem Zentrum ist die Komplikationsrate nach PKR hoch. Durch Erfahrung im Management dieser Komplikationen kann eine sehr niedrige Mortalität erreicht werden. Die Zunahme der erfassten Komplikationen im Verlauf kann teilweise Effekt einer streng-prospektiven Dokumentation sein. Eine Adipositas, eine eingeschränkte Nierenfunktion und das Fehlen einer präoperativen Gallengangsdrainage sind relevante Risikofaktoren für Komplikationen, welche teilweise präoperativ korrigiert und/oder im perioperativen Management berücksichtigt werden können.