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Beschleunigte postoperative Rekonvaleszenz bei elektiven Coloneingriffen durch Kaugummi
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Die prolongierte postoperative Darmatonie verzögert den Kostaufbau und führt zu abdominellen Schmerzen und Distension sowie zu einem verlängerten stationären Aufenthalt mit assoziierten Kosten und potentiellen nosokomialen Infektionen. Verschiedene neurohumorale Mechanismen, die durch das Kauen im Sinne eines „Sham-feedings“ ausgelöst werden, stimulieren über den cephal-vagalen Reflex die gastrointestinale Motilität. Ziel unserer Studie war es, den postoperativen Effekt von Kaugummikauen nach elektiven Colonresektionen auf die postoperative Rekonvaleszenz zu untersuchen.
Material und Methoden: 120 konsekutive Patienten im Alter von 63 (30-96) Jahren im Median, die sich in unserer Klinik einer elektiven Colonresektion unterzogen, wurden prospektiv randomisiert und in 4 Gruppen eingeteilt: 30 Patienten bekamen postoperativ 3x täglich Kaugummi für mindestens 20 Minuten (Gruppe A), bei 30 Patienten wurde präoperativ ein Periduralkatheter (PDK) gelegt (Gruppe B), 30 Patienten bekamen präoperativ einen PDK und postoperativ Kaugummi (Gruppe C) und 30 Patienten ohne PDK und ohne Kaugummi dienten als Kontrollgruppe (Gruppe D). Die Patienten wurden bis zum Tag der Entlassung täglich mittels strukturierter Interviews bezüglich abdomineller Symptome, Schmerz (International Pain Score), Mobilisation, kognitiver Fähigkeiten und subjektiver Zufriedenheit befragt. Es wurden der Tag des ersten Stuhlgangs und des ersten Flatus sowie die postoperative stationäre Verweildauer und chirurgische sowie allgemeine Komplikationen erfasst.
Ergebnisse: Die 4 Gruppen waren vergleichbar hinsichtlich Alter, Geschlecht, Art der Resektion, der Relation maligner/benigner Befunde und postoperativer Komplikationen. Der erste Stuhlgang stellte sich in den Gruppen A-C im Median am 3. postoperativen Tag, in der Kontrollgruppe jedoch erst am 5. postoperativen Tag ein (p=0,001 Kontrollgruppe versus A-C), die Gruppen A-C unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Postoperative Übelkeit/Erbrechen war in den Gruppen A und C signifikant weniger vorhanden (Analogskala) als in der Gruppe B und der Kontrollgruppe (p=0,01). Zwischen der Gruppe A und C bestand kein signifikanter Unterschied (p=0,485).Hinsichtlich des Schmerzniveaus, der kognitiven Leistungen sowie der subjektiven Zufriedenheit fand sich ein signifikanter Unterschied zu ungunsten der Kontrollgruppe (p=0,001). Gruppen A-C unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Die postoperative stationäre Liegedauer war in der Kontrollgruppe mit 12 (6-31) Tagen am längsten (p=0,001), während sich die Gruppen A-C nicht signifikant voneinander unterschieden.
Schlussfolgerung: Mit dem postoperativen Kauen von Kaugummi, insbesondere in Kombination mit der präoperativen Anlage eines Periduralkatheters, kann die postoperative Rekonvaleszenz nach elektiven Colonresektionen deutlich beschleunigt werden. Kaugummikauen stellt eine einfache, wirkungsvolle und kostengünstige Methode dar, die im Gegensatz zum Konzept der Fast Track-Chirurgie leicht in den Klinikalltag zu integrieren ist und keiner Umstrukturierung von Stationen oder Schulung von Mitarbeitern bedarf.