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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Rolle von Substanz P in der Pathogenese des ’complex regional pain syndrome’ (CRPS)

Meeting Abstract

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  • corresponding author B. Finke - Klinik für Unfallchirurgie, Departement Chirurgie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • G. Gradl - Institut für Experimentelle Chirurgie, Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • T. Mittlmeier - Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Chirurgische Universitätklinik Rostock, Rostock, Deutschland
  • B. Vollmar - Institut für Experimentelle Chirurgie, Universität Rostock, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch6884

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch615.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Finke et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Neuropeptid Substanz P spielt sowohl im zentralen als auch im peripheren Nervensystem eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Wahrnehmung von Schmerz. Bislang weisen tierexperimentelle Untersuchungen mittels Einsatz von NK-Rezeptorantagonisten nur indirekt auf eine Beteiligung von Substanz P an der Entstehung des CRPS hin. Es fehlen jedoch Untersuchungen zur direkten Wirkung von Substanz P auf das gesunde Gewebe. Wir stellten uns daher die Frage, inwieweit Substanz P nach intravaskulärer Applikation die komplexe Symptomatik des CRPS mit neurogener Inflammation und neurogenem Schmerz zu induzieren vermag.

Material und Methoden: Männliche Sprague-Dawley Ratten erhielten über eine an die Femoralarterie angeschlossene und subkutan platzierte osmotische Alzet-Minipumpe eine kontinuierliche Infusion von Substanz P (260µg/kg KG über 24h; n=12) oder Kochsalzlösung (550µl/kg KG über 24h; n=12). 1 Tag bzw. 4 Tage (jeweils n=6) nach Implantation der Pumpen und Start der Infusion wurden die Tiere neurophysiologisch hinsichtlich spontanen, thermischen und mechanischen Schmerzes untersucht und die Skelettmuskulatur (Musculus extensor digitorum longus, EDL) der betroffenen Extremität mittels in vivo Fluoreszenzmikroskopie, Immunhistochemie und Western-Blot Proteinanalyse untersucht.

Ergebnisse: Die Gabe von Substanz P führte zu einer signifikanten und lang anhaltenden Senkung der mechanischen Schmerzschwelle der betroffenen Pfote. Im Gegensatz dazu konnte Substanz P keine thermische Allodynie induzieren. Weiterhin beobachteten wir klinisch die Entwicklung eines deutlichen subkutanen Ödems nach Applikation von Substanz P. Die in vivo fluoreszenzmikroskopische Untersuchung des EDL-Muskels der betroffenen Extremität zeigte an Tag 1 sowie an Tag 4 eine massive Zunahme der Interaktion von Leukozyten mit dem mikrovaskulären Endothel postkapillarer Venolen. Trotz inflammatorischer Antwort konnte keine Einbuße der kapillaren Perfusion gegenüber Kochsalz-behandelten Tieren beobachtet werden. Weiterhin wurde weder mittels histochemischer TUNEL-Analyse von DNA-Strangbrüchen noch durch Western-Blot Proteinanalyse von gespaltener Caspase-3 eine myozytäre Apoptose innerhalb vier Tagen nach Gabe von Substanz P nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass lokale Applikation von Substanz P zu einer anhaltenden Entzündungsreaktion, zu anhaltender Senkung der mechanischen Schmerzschwelle und zu subkutanem Ödem führt. Substanz P scheint jedoch nicht zur thermischen Allodynie und Muskelzellapoptose beim ’complex regional pain syndrome’ beizutragen.