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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Plastische Chirurgie bei morbider Adipositas - aktuelle Situation in den deutschsprachigen Ländern und den USA

Meeting Abstract

  • corresponding author O. Scheufler - Abt. für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • M. Haug - Abt. für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • D.J. Schäfer - Abt. für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • G. Pierer - Abt. für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • D. Erdmann - Div. of Plastic, Reconstructive, Maxillofacial and Oral Surgery, Duke University Medical Center, Durham, NC, USA

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7749

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch557.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Scheufler et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die morbide Adipositas ist durch einen (Körpermassenindex (BMI) > 40 kg/m2 oder einen BMI > 35 kg/m2 mit Begleitkrankheiten definiert. Ein klinisch relevanter und dauerhafter Gewichtsverlust ist meist nur durch bariatrische Operationen zu erreichen. Plastische Chirurgen beschäftigen sich zunehmend mit den Folgezuständen des massiven Gewichtsverlustes nach derartigen Eingriffen. Das Ziel dieser Untersuchung war, die aktuelle Situation der ‚postbariatrischen’ Plastischen Chirurgie in den deutschsprachigen Ländern im Vergleich zu den USA darzustellen.

Material und Methoden: Wir führten eine systematische Datenbanksuche nach den Begriffen ‚body contouring’ und ‚massive weight loss’ (Medline, Cochrane, Embase und Sci Search), gefolgt von einer manuellen Suche in den Literaturverzeichnissen der ermittelten Arbeiten durch. Hierbei wurden 75 Publikationen (58 Originalarbeiten, 10 Übersichtsarbeiten und 7 Kurzbeiträge) von 1960 bis 2006 gefunden, die sich mit plastisch-chirurgischen Korrekturen nach massivem Gewichtsverlust beschäftigten. Die Arbeiten wurden auf die verwendeten Operationsverfahren, deren Sicherheit, Komplikationen und Ergebnisse sowie mögliche Unterschiede zwischen deutschsprachigen Ländern und den USA hin untersucht.

Ergebnisse: Die Prävalenz der morbiden Adipositas bei Erwachsenen beträgt in den USA ca. 5% (9 Millionen) und in den deutschsprachigen Ländern ca. 2% (1 Million). In den USA ist die Zahl bariatrischer Operationen von 1999 bis 2004 von 29.000 auf 140.000 pro Jahr gestiegen, während die Zahl ‚postbariatrischer’ plastisch-chirurgischer Eingriffe im Jahr 2004 56.000 betrug mit ebenfalls steigender Tendenz. Zuverlässige Zahlen aus den deutschsprachigen Ländern liegen nicht vor. Nachdem zur Korrektur der Hautüberschüsse nach massivem Gewichtsverlust zunächst einfache Pannikulektomien und lokale Dermolipektomien zur Anwendung kamen, wurden später klassische Straffungstechniken modifiziert und an die Bedürfnisse der ‚postbariatrischen’ Patienten adaptiert. Zirkumferenzielle Techniken, wie das Body Lift, erlauben heute die Korrektur benachbarter Körperregionen in einer Sitzung und reduzieren die Zahl der Operationen. Mit ansteigendem BMI bzw. Gewichtsverlust nehmen gewebebedingte postoperative Probleme (lange Narben, rezidivierende Hauterschlaffung und Gewebeptose) zu. Ernährungsdefizite und Anämie bestehen häufig nach bariatrischen Eingriffen und müssen präoperativ erkannt und behandelt werden. Mehrzeitige sequentielle Verfahren bieten eine gröβere Sicherheit als einzeitige Verfahren. Serome, Wunddehiszenzen, Hautnekrosen und thromboembolische Ereignisse sind die häufigsten Komplikationen des ‚postbariatrischen Body Contouring’. Trotz der hohen Morbidität ‚postbariatrischer’ Operationen (ca. 50%) überwiegt der Benefit für die Patienten, die infolge der körperlichen Deformität nach massivem Gewichtsverlust stigmatisiert und häufig sozial isoliert sind.

Schlussfolgerung: Die Zahl bariatrischer Operationen zur Behandlung der morbiden Adipositas wird in den deutschsprachigen Ländern, wenn auch nicht in gleichem Maβe wie in den USA, in den kommenden Jahren ansteigen. Entsprechend ist auch eine Zunahme ‚postbariatrischer’ plastisch-chirurgischer Eingriffen zur Korrektur der Folgezustände nach massivem Gewichtsverlust zu erwarten. Um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden besteht ein dringender Bedarf nach langfristigen und prospektiven Studien zum ‚postbariatrischen Body Contouring’ im deutschsprachigen Raum.