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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Ein neuer prognostischer Marker zur Heilung diabetischer Ulzera, evaluiert an 700 Patienten

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Coerper - Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Tübingen
  • S. Beckert - Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Tübingen
  • K. Knubben - Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Tübingen
  • M. Jekov - Abteilung für Allgemeine Chirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Rostock
  • A. Königsrainer - Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7118

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch485.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Coerper et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ein prognostischer Marker für die Abheilungswahrscheinlichkeit diabetischer Ulzera ist für den Kliniker in seiner Therapieentscheidung von wesentlicher Bedeutung. Wir haben daher in einem großen Patientenkollektiv mit diabetischen Ulzera untersucht, ob das Erreichen einer Flächenreduktion von mindestens 50% nach 4 Wochen mit der Heilung nach 12, 16 oder 52 Wochen korreliert.

Material und Methoden: In einer speziellen Sprechstunde wurden Patienten mit diabetischen Ulzera nach einem interdisziplinären Konzept behandelt und der Verlauf in einem speziellen Computer gesteuerten Dokumentationssystem prospektiv erfasst. Je nach erfolgter Flächenreduktion nach 4 Wochen erfolgte die Einteilung der Patienten in „Heiler“ (>50%) und nicht Heiler (<50%). Aufgrund der unterschiedlich langen Beobachtungszeiten, wurde die Berechnung der Abheilungswahrscheinlichkeit nach Kaplan Meier vorgenommen. Dies zu den Zeitpunkten 12, 16 und 52 Wochen nach Behandlungsbeginn. Die Berechnung der Unterschiede zwischen den Abheilungswahrscheinlichkeiten wurde mit dem Log Rank Test vorgenommen, Werte in Median, Min - Max angegeben und ein alpha von kleiner als 0,05 als signifikant definiert.

Ergebnisse: Der Verlauf von 704 Patienten (489 m, 215 w) im Alter von 68 (26-94) Jahren wurde im Median 71 Tage (2-365) lang dokumentiert, hierbei wurden 6 (2-48) Wunddokumentationen vorgenommen. Die Ulzera bestanden 31 (1-4018) Tage und waren 1,18 (0,2-99) cm2 groß. In 28% lag eine Osteomyelitis vor, in 35 % waren keine Fußpulse tastbar. Die Abheilungswahrscheinlichkeit aller Patienten lag nach 4 Wochen bei 12,8%, nach 12 Wochen bei 34,5%, nach 16 Wochen bei 73,4% und nach 52 Wochen bei 73,4%. Nach 4 Wochen lag der Median der Flächenreduktion bei 44,8%. Nach 4 Wochen Behandlung fand sich bei 334 Patienten eine Flächenreduktion von mindestens 50%, diese wurden als „Heiler“ klassifiziert, die restlichen 370 Patienten als „Nicht Heiler“. Zu allen untersuchten Zeitpunkten hatten die „Heiler“ eine hoch signifikant bessere Abheilungswahrscheinlichkeit als die „Nicht Heiler“: 12 Wochen: 52,3% vs. 18,4%, p=0,0001; 16 Wochen: 46,7% vs. 26,5%, p=0,0001; 52 Wochen: 82,5% vs. 64,9%, p=0,0001.

Schlussfolgerung: Diese Analyse an einem großen standardisiert behandelten Patientenkollektiv zeigt, dass der prognostische Marker 50% Flächenreduktion nach 4 Wochen hochsignifikant mit der Abheilungswahrscheinlichkeit zu späteren Zeitpunkten korreliert. Das nicht Erreichen dieses Zieles impliziert daher im klinischen Alltag die erneute Evaluation des Patienten und ggf. eine erweiterte Diagnostik um subklinische Probleme erkennen und beseitigen zu können. Des weiteren könnten Studien zur Behandlung diabetischer Ulzera mit dem sekundären Endpunkt 50% Flächenreduktion nach 4 Wochen durchgeführt werden.