gms | German Medical Science

124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Modelle der zentralisierten Versorgung am Beispiel der Störung der Geschlechtsentwicklung und des Kurzdarmsyndroms

Meeting Abstract

  • corresponding author L. M. Wessel - Kinderchirurgische Klinik, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • M. Kohl - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • N. Homann - I. Medizinische Klinik, Sektion Gastroenterologie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • L. Wünsch - Kinderchirurgische Klinik, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • O. Hiort - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7454

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch361.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Wessel et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Der zunehmende Kostendruck im Gesundheitswesen führt vermehrt zu wirtschaftlichen Betrachtungen der Krankenhausorganisation. Die Zentralisierung der Versorgung komplexer Krankheitsbilder wird daher vor allem aus Kostengründen gefordert. Obwohl die Zentralisierung auch eine Erhöhung der Qualität und der Patientenzufriedenheit mit sich bringt, kommt sie nur schleppend voran. Vor allem sollten Kinderchirurgen Modelle für zentralisierte Versorgungsmodelle entwerfen, bevor sie durch die Kostenträger über Mindestzahlregelungen erzwungen werden. Ziel dieses Beitrages ist es, am Beispiel der gravierenden Störung der Geschlechtsentwicklung sowie des Kurzdarmsyndroms mögliche Wege aufzuzeigen.

Material und Methoden: Die Abläufe der letzten 4 Jahren wurden analysiert. In diesem Zeitraum behandelten wir 35 Patienten mit gravierender Störung der Geschlechtsentwicklung und 17 Patienten mit Kurzdarmsyndrom bzw. ausgeprägten Motilitätsstörungen und Abhängigkeit der parenteralen Ernährung. Für die Störung der Geschlechtsentwicklung besteht ein Team bestehend aus einem pädiatrischen Endokrinologen, einem endokrinologischen Labor incl. Molekularbiologie, einem Sozialpädiater, einer Psychologin, einem Kinderchirurgen, einem Gynäkologen und einem Pathologen. Für das Kurzdarmsyndrom besteht das Team aus einer pädiatrischen Gastroenterologin, einem Kinderchirurgen, einer Ernährungsberaterin, einem Endoskopiker und einem Motilitätslabor. Zusätzlich arbeitet für beide Bereiche der bunte Kreis Lübeck. Ferner bestehen intensive Kontakte mit regem Austausch zu internationalen Forschergruppen, welche die gleiche Thematik bearbeiten.

Ergebnisse: Für die Störung der Geschlechtsentwicklung wurden Behandlungspfade entwickelt, die alle Teammitglieder gleichermaßen einbeziehen. Hierdurch war es möglich differenziertere Diagnosen zu stellen. Insbesondere diskutierten alle Beteiligten intensiv alle, vor allem intraoperative Befunde, so dass klare Absprachen gemacht und eingehalten wurden. Durch dieses Vorgehen wurden Patienten überregional zur Diagnostik und Behandlung, inkl. Kryokonservierung der Gonaden, zugewiesen. Für das Kurzdarmsyndrom besteht ein ähnliches Konzept. Bislang wurden 6 Bianchi-Operationen und 3 STEP durchgeführt. Alle erhobenen Befunde wurden mit den wichtigsten Kooperationspartnern vorab und anschließend mit den Eltern diskutiert. Die Kooperation mit der Endoskopie ermöglichte differenzierte totale Enteroskopien sowie intraluminale Sonographien.Patienten, Eltern und Selbsthilfegruppen schätzten die Expertise und enge Kooperation.

Schlussfolgerung: Strukturierte und fallunabhängige Kooperation in inhaltlichen Schwerpunkten fördert die besondere Kompetenz. Damit die Kinderchirurgie von allen Disziplinen als vollwertige Partner anerkannt wird, muss sie dringend Spezialisierungen vorantreiben. Allerdings kann es diese nicht ohne Verzicht auf andere Bereiche geben.