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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Sprühtransplantation von Keratinozyten verbessert das Outcome von tief dermalen Gesichtsverbrennungen (IIb°)

Meeting Abstract

  • corresponding author B. Hartmann - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • C.H. Ottomann - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • C.H. Johnen - AG Experimentelle Chirurgie, Charité Berlin
  • A. Ekkernkamp - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin
  • J. Gerlach - AG Experimentelle Chirurgie Charite Berlin
  • M.V. Küntscher - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7073

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch356.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Hartmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Oberflächliche Gesichtsverbrennungen (IIa°) heilen in einem Zeitintervall von 8 bis 14 Tagen mit adäquat guten Ergebnissen aus. Problematisch in der Therapieempfehlung sind dagegen mittel- und tiefdermale Brandwunden. Hier wird ein Débridement mit nachfolgender autologer Spalthauttransplantation empfohlen. Kommt es zur Spalthauttransplantation, so sind die kosmetischen Ergebnisse durch Overgrafting sowie durch Farb- und Texturunterschiede zur normalen Gesichtshaut mäßig bis schlecht. Überlässt man dagegen diese Wunden der Spontanheilung, so finden sich meist ausgeprägte funktionell und ästhetisch störende hypertrophe Narbenbildungen.

Material und Methoden: Im eigenen Vorgehen wird eine autologe Keraninozytensuspension in Form einer Sprühtransplantation bei diesen Problemwunden eingesetzt. Ziel ist die rasche Epithelisierung der Wunde unter Vermeidung der sonst notwendigen Hauttransplantationen. Die primäre Therapie sieht zunächst eine Wundreinigung und ein schonendes Débridement vor. Danach wird die Wunde mit Silikonwundauflagen und lokaler Antiseptikaapplikation im Feuchtverband behandelt. Nach zirka einer Woche, wenn sich die Verbrennungstiefe sowie der zu erwartende Heilungsverlauf exakter einschätzen lässt, wird Patienten mit mittel- und tiefdermaler Gesichtsverbrennungen eine kleine Spalthautbiopsie von zirka 4 x 4 cm Kantenlänge entnommen. Nach weiteren 7 bis 9 Tagen Kulturzeit steht eine transplantationsfähige Sprühsuspension der vermehrten autologen Patientenzellen zur Verfügung. Alle oberflächlich dermalen Anteile der Gesichtswunden sind zu diesem Zeitpunkt (>14 Tage posttrauma) abgeheilt bzw. kurz vor kompletter Epithelisierung. Alle nicht verheilten Areale werden debridiert und mittels Keratinozytensprühtransplantation versorgt. Hierzu steht ein speziell entwickeltes Sprühgerät zur Verfügung. Das Gerät wurde seitens des Mediumflusses sowie des verwendeten Luftstroms optimiert, da aus beiden Größen der Sprühdruck resultiert, der für die Vitalität der zu transplantierenden Zellen entscheidend ist. Von 05/ 2004 bis 08/2006 wurden 32 (6 weiblich / 26 männlich) Patienten mit dieser Technik versorgt. Das Durchschnittsalter betrug 42,1 Jahre, der ABSI Score lag im Mittel bei 6,7. Die Transplantation erfolgte im Durchschnitt 16,4 tage post Trauma.

Ergebnisse: In allen Fällen kam es zur Ausheilung ohne weitere Hauttransplantationen. Infektionen sowie Unverträglichkeiten wurden nicht beobachtet. Nach kurzer Zeit erfolgte eine komplette Reepithelisierung durch die autolog verwendeten Keratinozyten. Die verzögerte Heilung mit Bildung von Granulationsgewebe der tiefdermalen Wunden wurde durch das Auftragen der Zellen gestoppt und die zu erwartenden hypertrophen Narbenbildungen minimiert. Dabei führen die autologen Zellen einerseits direkt zum Wundverschluss, wirken andererseits in Verbindung mit dem gesprühten Medium als Promotor einer deutlich beschleunigten Wundheilung. Dies zeigt sich auch in fehlenden bzw. geringen Pigmentstörungen, die ja auf die Aktivierung und Förderung der Selbstheilung durch in der Tiefe verbliebenden dermalen Zellen beruht.

Schlussfolgerung: Für mittel bis tief dermale Gesichtswunden stellt die Sprühtransplantation von gezüchteten autologen Zellen eine äußerst sinnvolle Behandlungsoption dar. Wunden, die nach 14 Tagen keine Reepithelisierung zeigen, können auf diese Weise ohne hypertrophe Narbenbildung mit gutem kosmetischem und funktionellem Ergebnis zur Abheilung gebracht werden. Die typischen Folgen nach Spalthauttransplantation wie Overgrafting sowie deutliche Farb- und Texturunterschiede der verwendeten Haut, die im Gesicht äußerst auffällig und entstellend sein können, entfallen. Das gewählte Verfahren ist daher im eigenen Vorgehen inzwischen als Standard etabliert worden.